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Preview - FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 : Zuckerhut und Peitsche

  • PS3
  • X360
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Spätestens wenn am 12. Juni in Sao Paulo das WM-Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Brasilien und Kroatien angepfiffen wird, fällt die Welt wieder in eine kollektive Fußballekstase. Neben den Olympischen Spielen ist die Fußball-Weltmeisterschaft das größte Sportereignis der Welt und nicht nur für die FIFA ein wahrer Goldesel. Auch EA Sports möchte sich mit seinem offiziellen Spiel zum Turnier an den Fleischtöpfen bedienen. Profitieren wir Spieler ebenfalls davon?

Mit Brasilien verbinden wir Klischees wie Karneval in Rio, die Copacabana, Samba, Lebensfreude und die Tatsache, dass es dort offensichtlich eine nie versiegende Quelle an hochtalentierten Fußballspielern gibt. Was es dort leider nicht gibt, sind die Xbox One und die PlayStation 4. Dies ist laut EA auch der Grund, warum man das kommende FIFA nur auf den betagten Plattformen spielen darf. Die Basis an Next-Gen-Konsolen sei insgesamt noch nicht groß genug. Im Schwellenland Brasilien, das sich der Videospielriese offenbar als neuen lukrativen Markt ausgeguckt hat, steht wohl noch keine einzige der neuen Konsolen. Schade, denn das bedeutet nicht nur, dass wir auf atmosphärische Grafikpracht verzichten müssen, sondern auch, dass es spielerisch eher einen Schritt zurück geht.

Platzverhältnisse

Die Xbox-One- und die PlayStation-4-Version von FIFA 14 profitierten deutlich von der neuen Ignite-Engine, die das Spielgefühl im Vergleich zu den anderen Fassungen noch einmal geschmeidiger, realistischer und besser machte. FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 spielt sich da um einiges biederer. Man merkt schnell, dass EA vor allem unerfahrene Spieler und solche, die schon lange kein FIFA mehr angefasst haben, ansprechen möchte. So ist der Schwierigkeitsgrad von Haus aus auf einen neuen Beginner-Modus eingestellt, bei dem selbst Gelegenheitsspieler jeden Gegner so deklassieren werden wie aktuell der FC Bayern den Rest der Bundesliga.

FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 - Event-Bericht aus München
In einer Beach-Soccer-Halle in München konnten wir die kommende WM-Ausgabe von FIFA anzocken und den Gameplay Producer interviewen.

Zudem kündigte Gameplay Producer Matt Prior einige Vereinfachungen im Spielablauf an. Man habe festgestellt, dass sich viele Konsolen-Kicker eine verbesserte Zugänglichkeit wünschen. Was das im Detail für Partien gegen stärkere KI-Gegner und versierte Online-Opponenten bedeutet, können wir nach unserer kurzen Anspielsitzung noch nicht sagen. Wir befürchten ein für Könner zu sehr simplifiziertes Spielerlebnis. Es gibt allerdings einige Neuerungen, zum Beispiel im Bereich der Animationen. Spieler wie Neymar und Christiano Ronaldo bekamen zusätzliche Kabinettstückchen spendiert und auch darüber hinaus waren neue Bewegungsabläufe zu erkennen. Zudem könnt ihr nun bei Standardsituationen verschiedene vorgefertigte Muster auswählen, wie etwa den Torwart bei einer Ecke zu bedrängen, um dadurch Fehler zu provozieren. Auch das Elfmeterschießen wurde überarbeitet.

Rio-Reiser

Die Spielmodi von FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 wurden an das Weltturnier angepasst. Spielvarianten wie “Karriere” oder “Ultimate Team” sind nicht vorhanden. Ebenso fehlen logischerweise sämtliche Klubmannschaften. Dafür könnt ihr aus 203 Nationalmannschaften wählen. Wer schon immer mal mit Burkina Faso oder Amerikanisch-Samoa den WM-Titel gewinnen wollte, kann dies nun tun. Bei Spitzenmannschaften wie Brasilien, Spanien, Deutschland oder den Niederlanden entdeckt ihr an der Seitenlinie sogar den jeweiligen Nationaltrainer. Für besondere Turnieratmosphäre will EA mit neuen Einblendungen sorgen, die feiernde Fans beim Public Viewing in der Heimat zeigen. Zumindest beim ersten Mal sind diese Szenen ganz nett anzusehen. Zusätzlich zu sämtlichen WM-Stadien stehen übrigens neun weitere Arenen für Partien parat.

Neben dem obligatorischen Turniermodus, den ihr bereits in der Qualifikation beginnen könnt, ist “Road to Rio” der zentrale Modus des Spiels, allerdings auf Online-Partien beschränkt. Ähnlich wie im Saison-Modus müsst ihr hier verschiedene Stationen durchlaufen und euch von einer WM-Spielstätte zur nächsten vorarbeiten, bis am Ende Rio de Janeiro und das Maracana auf euch warten. Die Voraussetzungen für Aufstieg und Abstieg sollen hier allerdings nicht so streng sein, wie es etwa bei FIFA 14 der Fall ist. Auch der Modus “Captain your Country”, eine Variante von “Be a Pro”, ist wieder mit dabei. Für die meiste Kurzweil, vor allem während des laufenden Turniers, dürfte aber der Szenariomodus sorgen. Hier könnt ihr versuchen, die Geschichte der Endrunde neu zu schreiben oder bestimmte Resultate nachzuspielen. EA verspricht, dass während der WM jedes Spiel kurz nach dem Abpfiff auf dem echten Rasen auch in virtueller Form bereitstehen wird.

Fazit

Tim Hopmann - Portraitvon Tim Hopmann

An wen richtet sich die diesjährige WM-Variante von FIFA? EA macht ziemlich deutlich, dass man in erster Linie versucht, Einsteiger zufriedenzustellen und neue Märkte zu erschließen. Das ist nachvollziehbar, zumal gerade das Ausrichterland Brasilien ein Schwellenland mit viel Käuferpotenzial, aber noch ohne Next-Gen-Konsolen ist. Doch wären wirklich keine Ressourcen für eine Xbox-One- und PlayStation4-Version vorhanden gewesen? Ich hoffe, dass sich EA die Trümpfe für FIFA 15 aufspart, denn spielerisch wirkt die WM-Ausgabe eher wie ein Rückschritt - vor allem wenn man wie ich viel Zeit mit einem durch die Ignite-Engine nochmals verbesserten FIFA 14 verbracht hat. Es ist natürlich löblich, dass Anfänger nun besser ins Spiel finden, und die angekündigten exklusiven Spielmodi machen auch einen guten Eindruck. Aber da es sich hier um einen Vollpreistitel handelt, der insgesamt weniger Inhalt und Spieltiefe bietet, bleibt ein Gschmäckle, wie man in Klinsis Heimat Schwaben so schön sagt.

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