Test - FIFA Football : Tipp-Kick
- PSV
Neulich in den Büroräumen von EA Canada: „So, Leute. Ihr habt meine Präsentation gesehen. Das wollen wir dem Spieler also mit FIFA 13 alles bieten. Jetzt macht euch ans Werk und entwickelt das beste FIFA aller Zeiten!“ „Moment, da kommt doch bald diese PS Vita auf den Markt. Sollten wir für die nicht auch einen FIFA-Ableger basteln?“ „Verdammt! Ich wusste, ich habe was vergessen. Da muss jetzt eine schnelle Lösung her.“ „Ich hab's! Wir basteln da einfach schnell was aus den älteren Konsolenversionen zusammen. An die Arbeit!“ So oder so ähnlich muss es abgelaufen sein, wenn man die Vita-Version von FIFA Football genauer betrachtet.
Auf den ersten Blick sieht alles noch bombastisch aus: Mehr als 500 lizenzierte Vereinsteams beziehungsweise Nationalmannschaften warten darauf, von euch von Sieg zu Sieg geführt zu werden. Die geballte Lizenz-Power von EA findet sich auch auf dem Handheld wieder. Bei den Spielmodi wurde ebenfalls mehr geklotzt als gekleckert. Egal ob Be A Pro, Be A Pro Torwart, Turnier- oder Karrieremodus. FIFA Football bietet einiges in Sachen Langzeitmotivation. Aber wie immer lautet die entscheidende Frage: Wie isses auf dem Platz?
Tipp mich!
Als Erstes fällt die Kameraperspektive auf. Die sorgt auf dem heimischen Fernseher für Übersicht und kluge Spielzüge, auf dem kleinen Bildschirm der PS Vita ist die Weit-Ansicht aber nur begrenzt zu gebrauchen. Man sucht schon fast eine mitgelieferte Lupe, um die Minikicker identifizieren zu können. Wir benötigten zumindest eine gewisse Eingewöhnungszeit, um uns mit dieser Perspektive anzufreunden. Natürlich lassen sich auch andere Kamerawinkel auswählen. Kommen wir daher zum wichtigeren Teil: der Spielmechanik. Wie zu erwarten, haben auch die Entwickler von EA Canada Steuerungselemente eingebaut, die speziell auf Sonya neuen Handheld zugeschnitten sind.
Da wäre zum einen das Passen per Touchscreen. Durch Druck auf den Bildschirm bestimmt ihr, wo die Kulle hingespielt wird. Auch das Wechseln der Feldspieler per Tastendruck ist möglich. Was sich in der Theorie witzig anhört, ist in der Realität eher weniger brauchbar. Da ihr die PS Vita zum Spielen nicht auf dem Tisch ablegt, sondern in den Händen haltet, gestaltet sich das Getippe auf dem Screen in der Praxis als nervig. Zudem seid ihr die Kulle los, bevor ihr den richtigen Punkt auf dem Platz angetippt habt. So wirkt die Einbindung des Touchscreens weniger wie ein innovatives als ein aufgesetztes Element der Spielmechanik.
Flach links oder oben rechts?
Ebenfalls neu auf PS Vita: Mit dem hinteren Touchpad könnt ihr Torschüsse platzieren. Als Hilfsmittel wird am unteren Bildschirmrand ein Tor dargestellt, bei dem ihr seht, in welcher Ecke des Kastens der Schuss landet. Auch hier gilt: Nettes Feature, das allerdings in der Hektik und Dynamik eines Matchs nicht sonderlich praktikabel ist. Diese Erweiterung der Steuerung ist ein nettes Gimmick, um die Ladezeit bis zum Spiel zu überbrücken. Es wertet die Spielmechanik jedoch nicht auf. Etwas mehr Sinn ergibt da schon die Möglichkeit, den Ball bei Freistößen per Fingerstrich an der Mauer vorbeischlenzen zu können.
Apropos Spielmechanik: Wer FIFA Football ganz traditionell mit den beiden Analog-Sticks und den Tasten spielen will, kann das natürlich auch tun. Allerdings fällt auf, dass sich die Spielmechanik nicht auf Höhe eines FIFA 12 befindet. Die Player Impact Engine ist noch nicht implementiert, und auch das Tactical Defending hat es nicht auf die PS Vita geschafft. Ihr bekommt eine Spielmechanik, die irgendwo zwischen FIFA 10 und FIFA 12 angesiedelt ist. Auf die größten Verbesserungen und Fortschritte der letzten FIFA-Ausgaben müsst ihr leider verzichten. So bleibt ein etwas fader Beigeschmack bei all denjenigen, die seit Monaten den hohen FIFA-12-Standard gewohnt sind.
Auch technisch zeigt sich der Titel nicht ganz astrein. So ruckelt das Geschehen auf dem Rasen gerade bei langen Pässen oder Abstößen ab und an merklich. Die Animationen und das optische und akustische Beiwerk sind dagegen für Handheld-Verhältnisse auf einem sehr guten Niveau. Manni Breuckmann und Frank Buschmann werdet ihr auch auf der tragbaren Konsole nicht los. Das dynamische Duo gibt sich ähnlich plauderfreudig wie auf den großen Konsolen und besticht mit Stilblüten wie: „Bitte nicht falsch verstehen, aber ich bin jetzt in diesen Jungen verliebt.“
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