Test - FIFA 19 : König in der Königsklasse
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Ich liebe meinen 4K-Fernseher! Denn der 65-Zöller beamt mich schon beim ersten Freundschaftsspiel mitten ins Stadion, als der FC Liverpool zu Hause in Anfield gegen meinen FC Arsenal antritt. Bereits in den ersten Sekunden zeigt mir FIFA 19, wie man für richtige Fußballatmosphäre sorgt.
Nachdem die Mannschaften und das Schiedsrichtergespann aus dem Kabinengang hinaus auf den Platz getreten sind, schwenkt die Kamera über die „Kop“: Auf der legendären Stehplatztribüne der Reds hissen die Fans ihre Schals und Flaggen, während der Stadionsprecher das Heimteam vorstellt.
Einerseits möchte ich jetzt gleich loslegen, andererseits aber noch mehr Stimmung aufsaugen. Also lasse ich die Mannschaftsaufstellungen nicht aus. Begleitet vom erneut ordentlichen Kommentatorenduo Wolff Fuss und Frank Buschmann reihen sich die Kontrahenten am Mittelkreis auf. Salah, Mané und Firmino aufseiten des LFC sehen nahezu echt aus, gleiches gilt für Ramsey, Mkhitaryan sowie Özil bei den Gunners.
Doch wer soll der Kapitän von Liverpool sein? Ist das tatsächlich Jordan Henderson?! Okay, mit etwas Fantasie vielleicht, aber realistisch geht anders. Dasselbe trifft für Arsenals Neuzugänge Lucas Torreira sowie Torwart Bernd Leno zu. Der fehlende Wiedererkennungswert tritt auch bei anderen Spielern großer europäischer Teams auf. Natürlich kann man nicht das Konterfei jedes Drittligaspielers akribisch umsetzen, doch zumindest bei den namhaften Vereinen sollte jeder Kicker aussehen wie sein echtes Vorbild. Na ja, mit dem einen oder anderen Patch wird EA diese Scharte hoffentlich auswetzen. Jetzt rollt aber endlich der Ball!
Von Königsklasse bis Kreisliga
Nur Sekunden nach dem Anstoß bemerke ich erste Veränderungen, vorrangig bei der Grafik. Klar, die wird jedes Jahr etwas verbessert, aber FIFA 19 macht gefühlt einen größeren Sprung. Pässe, Ballannahmen, Sprints und alte wie neue Tricks wirken über weite Strecken noch geschmeidiger und besser dargestellt als im vergangenen Serienteil. Dass mir das so rasch auffällt, ist erneut der UHD-Auflösung zu verdanken – hier flimmert nichts, sondern erscheint absolut scharf und nahezu perfekt konturiert auf dem Bildschirm. Nach kurzer Zeit werden dadurch Abnutzungen des Rasens ebenso sichtbar wie Flecken auf den Trikots der Akteure.
Nur zum Vergleich wechsle ich auf Full-HD-Grafik und ebenso schnell wieder zurück – nicht weil FIFA 19 dabei kein gutes Bild abgeben würde, sondern weil es in der 4K-HDR-Kombination auf der Playstation 4 Pro schlicht noch besser aussieht. Sattgrünes Gras, kräftige Trikotfarben, verschwitzt glitzernde Spielergesichter und Flutlicht par excellence – so muss optisch hochwertiges Rasenschach aussehen!
Überzeugt, aber nicht restlos begeistert bin ich hingegen vom Geschehen auf dem Geläuf. Aufbau und Ballbesitz sind wichtiger geworden, daher reduzierte man das Spieltempo im Vergleich zum Vorjahr etwas. Zugleich laufen Zweikämpfe dank überarbeiteten Kollisionssystems weniger berechenbar ab. Das alles hängt mit dem neuen Taktiksystem zusammen. Ich kann nun in vier Stufen zwischen sehr defensiver und sehr offensiver Gangart umschalten und in diesem Zusammenhang die Formation sowie das Verhalten meiner Mannschaft detailliert anpassen.
Nach Ballverlust lasse ich meine Jungs die Kugel jagen und sofort nach deren Gewinn mit schnellem Kurzpassspiel nach vorne preschen. Genauso verwalte ich mit einer Ballbesitzstrategie die knappe Führung kurz vor Schluss und nutze hohe Pässe, um die Stürmer zu füttern – die Möglichkeiten sind vielfältig. Steuerung und Spielfluss bieten wie immer viel Raum für schöne Pässe, elegante Dribblings und herausragende Tore. Doch ganz ohne Aussetzer klappt der Kick selten.
So ist die Umsetzung der jeweils aktiven Strategie zwar sofort sichtbar, allerdings nicht immer effektiv. Denn trotz enormem Pressings meinerseits schieben sich selbst Mittelklasseteams den Ball regelmäßig in bester Barcelona-Manier zu und schaffen es sogar noch, gute Chancen herauszuspielen. Nach wie vor reagieren die Sportler teilweise träge, verstolpern ohne Not den Ball oder fallen bei leichtem Kontakt in Neymar-Manier über die eigenen Beine.
Vor allem Torhüteraktionen erscheinen ziemlich oft ungelenk und hastig. Das alles passiert keinesfalls ständig, fällt aufgrund der allgemein feinen Grafik sowie filigranen Bewegungen aber umso mehr auf und unterwandert immer wieder das eigentlich gelungene Fußball-Feeling von FIFA 19.
Unschlüssig bin ich in Bezug auf das neue Timed Finishing. Durch doppelten Druck auf die Schusstaste kann ich eine Art Quick-Time-Event auslösen: Bin ich erfolgreich, knallt mein Spieler die Plastikkugel ebenso sehenswert wie Erfolg versprechend auf das Tor. Geht sie daneben, fliegt die Pille irgendwo auf die Tribüne. Die Mechanik erfordert einiges an Übung und birgt immer ein Risiko, sodass ich vorerst beim normalen Torschuss bleibe. Für ambitionierte FIFA-Zocker könnte es jedoch ein echter Gewinn werden.
Spielspaßdoppel
Die Anzahl der Modi, Ligen, Vereine und Wettkämpfe in FIFA 19 ist noch umfangreicher als sonst. Dank der Lizenz für die Champions League und Euro League lässt sich nun jeder namhafte Pokal ausspielen. Vor allem die Champions League ist bei FIFA in genau den richtigen Händen: Von der offiziellen Hymne über die Anzeigen und Embleme bis hin zum Spielball wirkt alles beinahe wie aus dem Fernsehen übernommen. So richtig zündet die Königsklasse im Modus The Journey, der für mich eines der beiden größten Highlights darstellt.
Hier geht die Geschichte um Alex Hunter in die letzte Phase. Weil der junge Engländer mittlerweile zu den begehrtesten Talenten im Weltfußball gehört, führt sein Weg zu Real Madrid – und somit natürlich in die Champions League. Doch mit dem Engagement bei den Königlichen steigen die Ansprüche an den jungen Offensivmann: So sieht er sich nicht nur enormer Konkurrenz auf dem Platz gegenüber, sondern muss auch abseits des Feldes mit neuen Herausforderungen zurechtkommen.
Doch dabei belässt es EA nicht, sondern packt zwei weitere Handlungsstränge dazu, zwischen denen ich jederzeit hin- und herwechseln darf. Alex' bester Kumpel Danny Williams will in der Premier League endlich vom Ergänzungs- zum Stammspieler reifen. Seine Halbschwester Kim Hunter dagegen ringt um einen Platz in der US-Frauennationalmannschaft, um bei der WM 2019 in Frankreich dabei sein zu können. Ein paar Klischees und vorhersehbare Ereignisse mussten zwar wieder sein, insgesamt motivieren die Geschichten jedoch und sorgen für das bisher abwechslungsreichste Journey-Kapitel.
Highlight Nummer zwei sind die Hausregeln im neuen Anstoßmodus. Gerade für Couchkicker wie mich, die liebend gerne mit und gegen Freunde daddeln, stellen die Spielarten eine große Bereicherung des FIFA-Angebots dar. Vier verschiedene Optionen gibt es: Distanztreffer zählen doppelt, bei anderer Einstellung führen nur Kopfbälle und Volleys zum Torerfolg. Unter Survival muss einer meiner Spieler vom Platz, nachdem ich ein Tor geschossen habe. Gleiches gilt für den Gegner. Richtig zur Sache geht’s beim Spiel ohne Schiri – dann darf nach Herzenslust gerempelt, gegrätscht und getreten werden.
Ein wenig frisches FUTter
Division Rivals – so heißt die Neuerung in FIFA Ultimate Team. Zunächst bestimmen fünf Qualifikationspartien darüber, in welcher Onlineliga ich gegen andere FUT-Spieler antrete. Anschließend wird in wöchentlichen Wettkämpfen um verschiedene Belohnungen gebolzt. Zugleich geht es dabei um Punkte für FUT Champions, die erneut größte Herausforderung für erfolgshungrige FUTler. Ansonsten sind mit den Squad Battles, FUT Draft, Einzelspielersaisons sowie Team of the Week die bekannten Einzelspielermodi am Start.
Über sämtliche Onlinespielarten in FIFA 19 informieren wir euch zeitnah zum Release am 28. September. Zum Testzeitpunkt liefen zwar schon die FUT-Server, jedoch waren so wenige Spieler online, dass wir noch keine Einschätzung zur Stabilität der Partien abgeben können. Ebenso waren einige Kader noch nicht auf dem aktuellen Stand. Allerdings sollte das wie gewohnt zur Veröffentlichung des Spiels per Update angepasst werden.
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