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Special - Fallout 76 : Nun hat es mich doch noch erwischt

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Fallout 76 hatte – vorsichtig ausgedrückt – einen holprigen Start. Vorrangig ausgelegt auf das Spielen mit anderen Menschen fehlte es im Grunde an fast allem, was Fallout jemals groß gemacht hat. Dazu noch ein Batzen technischer Probleme und fertig war der Fehlstart. Bethesda hat das mehr oder minder schnell begriffen und in den vergangenen zweieinhalb Jahren enorm viel Arbeit in das Spiel gesteckt. Mit der Kampagne rund um die Stählerne Bruderschaft als Motivation hab ich mich nun doch endlich nach Appalachia gewagt.

Als Fallout 76 seinerzeit als Multiplayer-orientiertes Konzept mit kooperativem Gameplay und PvP-Elementen vorgestellt wurde, war das Stirnrunzeln bei den meisten Fallout-Fans tiefer als der Marianengraben. Das alles passte so gar nicht ins Dasein als einsamer Wolf in der Postapokalypse, das wir aus den Solo-Rollenspielen kennen. Die Entscheidung zu diesem Konzept war durchaus nachvollziehbar angesichts des erfolgreichen MMORPGs The Elder Scrolls Online, das Bethesda sicherlich nicht kannibalisieren wollte.

Blöd nur, dass Fallout 76 einen ziemlichen Fehlstart hinlegte. Warum, das hat (Ex-)Kollege Tim Hopmann damals in seinem Test ausführlich und wortgewandt erläutert und dem gab es nichts hinzuzufügen. Kurz gesagt: das Konzept kam bei den Spielern nicht an, die technische Umsetzung war dicht an einer Katastrophe. Im Grunde hätte das Spiel in der Form wohl nie erscheinen dürfen, denn seitdem hat es seinen schlechten Ruf weg. Puh, schwierig, was tun?

Nun, Bethesda hat Eier gezeigt, und zwar ziemlich dicke. Mittlerweile sind satte acht Content-Updates und etliches Patches gefolgt, die das Spiel ziemlich umgekrempelt haben. Vor allem Wastelanders hat dem Spiel viel gebracht, weil endlich wieder NPCs und damit Leben ins bisher trostlose Ödland kamen. Schon bei Wastelanders war ich kurzzeitig versucht, doch mal ins Spiel hineinzuschauen. Andere Großbaustellen aus der hauseigenen Spielesammlung hatten dies allerdings verhindert.

Nun habe ich den Sprung aber doch noch gewagt, nicht zuletzt aufgrund des just veröffentlichten Abschlusses der Kampagne rund um die Stählerne Bruderschaft. Als alter Fallout-Spieler der ersten Stunde konnte ich mir das nicht länger entgehen lassen. Voller Sorge, solo nichts gebacken zu bekommen und Freiwild für erfahrene und mordlustige Spieler zu werden, stieg ich ins Spiel ein.

Also, raus aus dem Bunker und schauen, was uns erwartet. Erfreulicherweise wird man nicht nur von zwei jungen Damen erwartet, sondern auch den ersten Aufgaben. Klar, man fühlt sich ein wenig in die Vergangenheit versetzt. Gerade Pip-Boy-Menüs, Steuerung und Kampfsystem ähneln dem alten Fallout 4 zuweilen frappierend. Auch das Inventar ähnelt dem von damals, es ist nämlich dauernd voll und Ausmisten gehört zum Alltag. Vorzugsweise durch Zerlegen, um Gegenstände herzustellen oder zu reparieren. Andererseits findet man sich nach etlichen Stunden in besagtem Rollenspiel auch gleich zurecht.

Mein Plan war, mich so gut es geht eigenständig durch Appalachia zu schlagen. Andere Spieler trifft man ohnehin nur selten. Nicht, weil es keine gibt, sondern weil sie sich derart in dem großen Gebiet verteilen, dass es schon Zufall ist, jemanden zu treffen. Wenn, dann eigentlich nur bei den mehr oder minder regelmäßigen Events in der Spielwelt. Noch erfreulicher ist, dass die Community sich als überaus hilfsbereit entpuppt. Ich hab mich nicht ernsthaft um PvP gekümmert, scheint aber ohnehin keine große Rolle zu spielen.

Da es mittlerweile größere Siedlungen, etliche Quests und reichlich NPCs gibt, fühlt sich Fallout 76 derweil ohnehin fast wie ein Solo-Rollenspiel an. Immer wieder tun sich neue Quests auf, man trifft NPCs im Rahmen von Storylines, hinzu kommen regelmäßige Aktivitäten wie Daily Quests. Im Grunde kommt keine Langeweile auf. Ihr könnt die Gegend durchstreifen, Landmarken erkunden, nach Beute und Ressourcen suchen oder euch eben diesen Stories widmen. Klar, viel Zeit geht auch für Inventarmanagement, Reparieren, Essen und Trinken drauf, aber nicht so, dass es wirklich lästig wird.

Meine Vorfreude auf die Stählerne Bruderschaft wuchs derweil. Die Kampagne ist erst ab Level 20 spielbar. Die schon länger erhältlichen Inhalte aus Stählerne Dämmerung überraschten mich dann wirklich positiv. Eine schöne Questreihe mit vielen Dialogen und NPCs, sowie spannenden Missionen und sogar Entscheidungen. Die Fortsetzung mit dem neuen Content Update ist sogar noch einen Tick besser. Man kämpft zuweilen mit Mitgliedern der Bruderschaft an der Seite, es gibt neue Areale, dazu noch reichlich Nebenquests und gar nicht mal so üble Belohnungen. Und auch die Story mit ihren Charakteren kann was.

Für die, die es nicht mitbekommen haben, ein kurzer Abriss. In der Kampagne verschlägt es euch nach Fort Atlas, einem neu gegründeten Stützpunkt der Bruderschaft. Ihr habt die Möglichkeit, euch als Anwärter zu bewähren, müsst aber zugleich feststellen, dass die örtliche Führung der Bruderschaft ziemlich zerstritten ist. Das bietet euch die Möglichkeit, bei den Missionen quasi Partei für die eine oder andere Philosophie zu ergreifen oder gar gänzlich andere Wege zu gehen. Die Situation eskaliert im neuen Update, als Supermutanten auftauchen, während parallel immer mehr Bewohner von Appalachia spurlos verschwinden. Eine wirklich gute Geschichte mit einigen spaßigen Wendungen.

Die Mischung aus eigenständigem Erkunden und verschiedenen Questreihen entpuppt sich als attraktiv, zumindest für mich. Im Grunde hat sich Fallout 76 fast vollständig von der ursprünglichen Idee entfernt und hat mehr von einem ESO, als von einem reinen Multiplayer-Titel. Und ich gebe zu, dieser Mix gefällt mir gut. Mal erkunde ich Gebiete, in denen ich noch nicht wahr, mal kümmere ich mich um Ressourcen, mal um noch vorhandene Quests. Das geht, seitdem die Gegner mit dem eigenen Level skalieren. Die dadurch erlangte Freiheit in der Spielwelt ist nicht mit Kronkorken aufzuwiegen.

Mittlerweile bin ich bei Charakterlevel 30 angekommen, finde aber immer noch reichlich Quests im Log und Symbole auf der Karte, die reichlich Beschäftigung versprechen. So ziemlich alle Systeme im Spiel haben gewaltige Fortschritte gemacht, auch wenn es bei Interface und Bedienung durchaus noch Luft nach oben gibt. Wenn man sich aber erstmal reingefummelt hat, geht es ganz gut. Vor allem aber freut mich, dass die Spielwelt mittlerweile deutlich lebendiger ist, die Fallout-typische Einsamkeit einen aber dennoch nicht loslässt.

Fallout 76 - Steel Reign Reveal Trailer

Steel Reign bildet den Abschluss der Brotherhood of Steel Story in Fallout 76 und dazu gab es einen neuen Trailer auf der E3 2021.

Fallout 76 hat im Jahr 2021 nur noch wenig mit dem Desaster zu tun, das es zu Beginn war. Im Grunde ist nun alles vorhanden, was das Rollenspielerherz begehrt. Ja, es gibt noch einiges, was ein wenig haklig ist. Ja, nicht in allen Bereichen ist die technische Umsetzung optimal. Aber meine ersten 30 Level in Appalachia haben mich deutlich besser unterhalten, als ich erwartet hatte und es sieht so aus, als wird es meiner Liste an Spielen, die ich immer wieder mal hervorkrame, Gesellschaft leisten – dort, wo sich auch ESO, Destiny 2 oder The Division 2 tummeln.

Bethesda muss man in dem Zusammenhang wirklich ein Lob aussprechen. Trotz Fehlstart hat das Studio den Titel nicht aufgegeben, sondern gearbeitet und versucht, das hinzubekommen, was die Spieler haben wollen. Ein Ende scheint bis auf weiteres nicht in Sicht zu sein. Immer wieder kommen neue und vor allem kostenlose Updates, neuer, ebenfalls kostenloser Content und die Roadmap für die nächsten Monate ist gut gefüllt. Freut mich, denn ich mag das Fallout-Universum.

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