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Test - Endless Legend : Bis der Geduldsfaden reißt

  • PC
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Die Entwickler der Amplitude Studios wollen es nicht enden lassen: Nach dem Überraschungserfolg ihres 4X-Weltraumstrategiespiels Endless Space steht jetzt der Nachfolgertitel Endless Legend im Steam-Regal. Diesmal ist das Spiel in einer Fantasy-Welt angesiedelt, die gerade die Apokalypse hinter sich hat und in der nun acht übrig gebliebene Nationen um die Vorherrschaft kämpfen. Trotz einer anderen Umgebung ist Endless Legend seinem Vorgänger gar nicht so unähnlich. So ist auch der neue Kandidat unendlich umfangreich.

Das Tutorial erst einmal links liegen lassen? Keine gute Idee. Selbst für Kenner von Endless Space ist es ratsam, zuerst die Tutorial-Kampagne zu durchlaufen. Ist euer Geduldsfaden eher dünn, werdet ihr hier mit großer Wahrscheinlichkeit schon das Ende der Legende einläuten. Obwohl in der Einführung nur die Grundfunktionen beschrieben werden, ist bereits ordentlich Lesestoff vorhanden. Kauft ihr das Spiel im Laden, ist in der DVD-Box ein Handbuch enthalten, das, so kurios es klingt, am besten VOR dem Tutorial durchgeackert werden sollte. Rechnet auf jeden Fall mit circa einer Stunde an Lernübungen, bis Endless Legend endlich richtig in die Gänge kommt.

Kann ich jetzt spielen?

Fast. Vor Beginn der Spiels muss noch geklärt werden, wie die Welt namens Auriga denn überhaupt aussehen soll: groß, klein, flach, hügelig, mit vielen Kontinenten ausgestattet, trockenes oder feuchtes Klima – oder ihr belasst es bei der Standardeinstellung und kümmert euch lieber um die Auswahl der Rasse. Jede Fraktion erfordert einen bestimmten Spielstil, denn die Bedingungen, um in Endless Legend zu gewinnen, sind immer verschieden. Die Nekrophagen triumphieren, wenn sie ausreichend andere Zivilisationen vernichtet haben, während die Vaulters und die brennenden Magier ihre Siegesfahne hochhalten, wenn genügend Technologien erforscht wurden. Wie üblich hat jede Nation spezielle Fähigkeiten und bekommt auch andere Hauptaufträge zugeteilt.

Wie Endless Space verläuft auch Endless Legend in Zügen. Das bedeutet, ihr durchstreift mit eurer Armee vielleicht ein bisschen das Gelände, wählt ein Bauvorhaben aus, startet ein neues Forschungsprojekt und drückt dann unten rechts auf das Knöpfchen „Zug beenden“. Danach verhandelt ihr möglicherweise mit anderen Fraktionen, erstellt eine neue Einheit und beendet diesen Zug dann wieder. Nach jeder Runde werden unter anderem geplante Konstruktionen und Projekte vorangetrieben, die mehrere Züge bis zur Fertigstellung brauchen, und Grunderträge, etwa Nahrung, werden generiert. Zusätzlich gibt es Sommer- und Winterperioden, die beispielsweise Fortbewegung und Erträge beeinflussen. So viel zur Theorie, jetzt kommt die Praxis.

Sechskantiges Abenteuer

Das Spiel bestreitet ihr auf einer sogenannten Abenteuerkarte, die zufällig generiert wird und in sechseckige Kacheln aufgeteilt ist. Jede Kachel entspricht einem Geländetyp, wie Ebene oder Wald, und besitzt eine unterschiedliche Art und Anzahl an Grunderträgen. Vor dem Bau der ersten Stadt kann man sich diese Erträge mit nur einem Klick anzeigen lassen und so entscheiden, wo man sich niederlässt. Ist die Stadt errichtet, sollte man regelmäßig folgende Dinge im Auge behalten beziehungsweise tätigen: mit der Armee die Gegend erkunden, Schlachten bestreiten, Sachen erforschen und bauen, expandieren, mit anderen Fraktionen Handel treiben oder Abkommen schließen, sich um die Dörfer (Nebenfraktionen) in der Region kümmern, Vorräte anlegen, Luxus- und strategische Ressourcen sammeln, nicht in die Insolvenz geraten, daneben noch Missionen erfüllen - und niemals aufhören zu lesen.

Endless Legend - The Cultists Trailer
Dieser Trailer zeigt im neu veröffentlichten PC-Titel Endless Legend die Kultisten etwas näher.

Runter von meiner Kachel!

Befinden sich zwei feindselige Armeen auf derselben Kachel, kommt es zum Kampf. Zuerst hat man die Wahl zwischen einer manuell steuerbaren Schlacht und dem Zuschauermodus (der seinem Namen alle Ehre macht) oder man lässt das Gemetzel automatisch berechnen. Stellt ihr auf Automatik, seht ihr keinen Kampf, sondern lediglich ein Textfeld mit den Ergebnissen. Im manuellen Modus wird die Kampfprozedur in drei Phasen aufgeteilt: Schlachtaufstellung, Kampfbefehle und Ausführung der Befehle. Die volle Kontrolle habt ihr aber trotzdem nicht, denn eure Männer handeln stets intuitiv und passen sich den Umständen entsprechend an. Normalerweise würde man hier von Befehlsverweigerung sprechen.

Endless Legend ist eigentlich eine Art Simulation, denn es ist mit unglaublich vielen Funktionen ausgestattet. In der Forschungsabteilung sind so viele Projekte vorhanden, dass hier sogar eine Suchmaske eingerichtet wurde. Bereits die mittlere Schwierigkeitsstufe des Strategiespiels ist sehr fordernd und kann euch schnell ins Straucheln bringen. Abhilfe schaffen zumindest die Benachrichtigungen, die bei Beginn eines neuen Zuges aufpoppen können, sowie die Erläuterungen neben dem Mauszeiger und die Möglichkeit, Bauvorhaben zu automatisieren. Obwohl sich die einzelnen Verwaltungsbereiche mit nur einem Klick erreichen lassen, sind die Menüs teilweise unübersichtlich und ihre Bedienung ist mit viel Gefrickel verbunden. Ist einem dann doch der Kragen geplatzt und das Spiel beendet worden, wird man zu guter Letzt noch als Feigling beschimpft.

Die verschiedenen Fraktionen:

Vaulters können Einheiten von einer Stadt zur anderen teleportieren.

Wildläufer können weit sehen und Gegner verlangsamen.

Zerbrochene Lords konsumieren Geld (im Spiel genannt „Dust“) statt Nahrung und heilen sich nach jedem Kill.

Nekrophagen ernähren sich von den Toten auf dem Schlachtfeld.

Brennende Magier können zaubern.

Wanderklans handeln lieber, statt Kriege zu führen, und verlegen bei Bedarf ihre Städte an andere Orte.

Drakkens haben starke, aber sehr teure Truppen und eine große Überzeugungskraft.

Kultisten können Dörfer bekehren.

Fazit

Sarah Buric - Portraitvon Sarah Buric
Puh!

Viele Verwaltungsmöglichkeiten sind toll, aber für das Fach „Deutsche Bürokratie“ haben wir uns nicht eingetragen! Teilweise sind die Menüs sehr unübersichtlich gestaltet, etwa das Ansichtsfenster zum Ausrüsten der Armee. In der sogenannten Konstruktionswarteschlange ein Bauvorhaben nach oben zu verschieben, um es schneller fertig werden zu lassen, ist eine fummelige Angelegenheit. Auf der Benutzeroberfläche ist zwar alles schnell zugänglich, aber trotzdem chaotisch. Die Schlachten sind weder gut noch schlecht. Man kann schon taktisch vorgehen, was Spaß macht, aber oft erwischt man sich auch dabei, die Kämpfe überwiegend automatisch ablaufen zu lassen. Die Grafik ist ganz nett, haut einen aber nicht vom Hocker. Schade ist, dass errichtete Gebäude und Verbesserungen gar nicht oder nur vage angezeigt werden. Die Musik ist okay, stört nicht, fällt aber auch nicht auf. Im Großen und Ganzen ist die endlose Legende ein mittelmäßiges Spiel. Wenn man sich viele Stunden lang richtig gut einliest, Dinge ausprobiert und man langsam zum Profi wird, macht es irgendwann schon Laune – wir bezweifeln aber, dass dieses Gefühl endlos anhält.

Überblick

Pro

  • je mehr Verständnis sich aufbaut, desto spaßiger wird es
  • einige Hilfestellungen vorhanden
  • optionale Automatikfunktionen
  • wie in Endless Space sind alle Verwaltungsbereiche mit einem Klick erreichbar
  • freie Speicheroption
  • komplett auf Deutsch (mit ein paar Rechtschreibfehlern)
  • hilfreiches Tutorial

Contra

  • sehr viel Lesestoff
  • einzelne Verwaltungsmenüs teilweise sehr unübersichtlich
  • Spezialfähigkeiten der Fraktionen werden nicht deutlich beschrieben
  • viele Konstruktionen und Verbesserungen sind grafisch nicht sichtbar
  • Helden und Einheiten auf dem Markt kaufen und verkaufen zu können ist etwas seltsam

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