Preview - EITR : Diablosouls
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Devolver Digital ist so was wie der Punk in der Welt der Videospiel-Publisher. Während sich die anderen Firmen in den dunklen Hallen der E3 tummeln, machen es sich die Texaner seit Jahren auf einem Parkplatz vor dem Convention Center bequem. Dort wird zu Minimal-Klängen Gegrilltes und Bier serviert, während die Spielepräsentationen in Wohnwagen abgehalten werden. Mit Titeln wie Hotline Miami, OlliOlli oder Titan Souls machte man sich schnell einen Namen in der Branche. Verbindene Elemente des Line-ups sind der retroartige Stil, eine gewisse Neigung zur Andersartigkeit und die oftmals überraschende Komplexität der Spiele. EITR von Eneme Entertainment ist da keine Ausnahme.
Die Macher scheinen zu wissen, was dem Betrachter beim ersten Blick auf EITR durch den Kopf geht. Bevor man den Gedanken ausformulieren kann, folgt daher sogleich die freimütige Bestätigung. „Ja, wir sind große Fans von Spielen wie Diablo und Bloodborne. Das lässt sich wohl kaum verbergen.“ In der Tat – die isometrische Perspektive hat man sich bei Blizzards Hack 'n' Slay abgeschaut, für die vielschichtige Steuerung und diverse spielerische Kniffe standen hingegen die Werke von Hidetaka Miyazaki Pate.
Nordisch by Nature
Der Begriff "Eitr" stammt aus der nordischen Mythologie und ist dort eine Flüssigkeit, die als Ursprung allen Lebens gilt. Gleichzeitig ist sie jedoch hochgiftig und korrumpiert nach und nach alles, mit dem sie in Berührung kommt. Um die Ausbreitung der Substanz auf den Weltenbaum Yggdrasil zu verhindern, reist ihr mit eurer rothaarigen Heldin durch die neun Reiche wie Midgard und Asgard, tötet Monster und sammelt Loot. Das klingt im Grunde wie die Handlung des zweiten Thor-Films aus dem Hause Marvel, bloß ohne Chris Hemsworth.
EITR verzichtet auf ein klassiches Erfahrungspunktesystem. Eure Werte sind vor allem an die zahlreich aufzufindenen Items gebunden. Zudem spielt der sogenannte Favor eine wichtige Rolle. Favor bekommt ihr durch erledigte Feinde und absolvierte Aufgaben im Spiel. Ihr könnt ihn jederzeit eintauschen, um einen Stufenanstieg zu bewirken, könnt ihn aber auch behalten und ansammeln. Dies führt dazu, dass eure Fähigkeiten um einen zufälligen Faktor verstärkt werden, was bei einer entsprechenden Masse an Favor durchaus sehr mächtig sein kann. Segnet ihr jedoch das Zeitliche, verliert ihr sämtlichen Favor. Eine interessante Komponente, die die Risikobereitschaft fördert und ständiges Abwägen erfordert.
Seelenverwandte
Die Favor-Mechanik ist nicht der einzige Faktor, der an die Souls-Reihe erinnert. An Lagerfeuern sichert ihr euren Spielstand, ohne entsprechende Ausdauer gehen Attacken ins Leere oder richten so gut wie keinen Schaden an. In der Defensive stehen euch sowohl Blocks als auch Paraden zur Verfügung. Letztere willen gut getimt werden, geben euch dafür aber die Möglichkeit, einen Konterangriff einzuleiten. Zudem weicht ihr Gegnern mit einem Bloodborne-artigen Seitwärtsschritt aus. Offensiv rückt ihr den Widersachern mit Schwert und Axt zu Leibe. Dabei könnt ihr zwei Waffen gleichzeitig führen, seid dann aber natürlich weniger geschützt. Magische Effekte sorgen für zusätzlichen Schaden.
Die Spielgeschwindigkeit von EITR ist ziemlich niedrig angesetzt. Attacken und Paraden vermitteln so eine gewisse Wucht, gerade Diablo-Fans könnten aber anfangs Probleme mit der Behäbigkeit der Aktionen haben. Am Ende unserer leider sehr kurzen Anspielsitzung konnten wir es mit einem Bossgegner in der Form eines riesigen Skelletts aufnehmen. Solche Showdowns soll es in großer Zahl in EITR geben. Den magischen Angriffen des Totenkopfs wichen wir geschickt aus, um dann mit voller Ausdauerleiste eine Attackenserie zu starten. Geht die Lebensenergie zu Neige, lässt sich per Digikreuz ein Heiltrank einwerfen.
Zufälle gibt’s ...
EITR verzichtet auf zufallsgenerierte Dungeons. Laut den Entwicklern sei dies ein Trend, den man zwar akzeptiere, der für das eigene Werk aber nie eine Option gewesen sei. Dafür lege man mehr Wert auf zufallsgeneriertes Loot. So soll gewährleistet sein, dass man die gleichen Abschnitte mehrmals durchläuft, ohne die Lust daran zu verlieren. Die erwähnte Verknüpfung zwischen Items und Charakterwerten spielt da freilich auch eine Rolle.
Auch wenn sich die uns gezeigte Demo ausschließlich in einem dunklen Kerker abspielte: Die Animationen sind sehr liebevoll gestaltet; hübsche Lichteffekte und Umgebungsdetails dürften nicht nur Retropuristen gefallen. Dass sich die Versatzstücke so gut ergänzen, ist umso erstaunlicher, wenn man berücksichtigt, dass EITR im Grunde von zwei Leuten entwickelt wird. Das Duo schaute bei unserer Spielsitzung sehr aufmerksam zu und tauschte fleißig Verbesserungsvorschläge aus, wie zum Beispiel: „Oh, diese Attacke des Endgegners müssen wir definitiv stärker machen.“ Bis das Spiel 2016 für PS4 und PC erscheint, bleibt ja noch etwas Zeit fürs Feintuning.
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