Test - Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten : Endlich auch im Westen
- DS(i)
Kann der SNES-Klassiker von 1995, aufgepeppt für den DS, auch 2011 noch begeistern? Technisch weniger, aber diese Handlung!
Gut, die Grafik mag nicht der Hammer sein. Ein paar 3-D-Effekte hier, ein paar liebevolle Details dort und für den DS sicherlich im oberen Drittel angesiedelt, ist sie vor allem aber stets in sich stimmig. Am meisten gefällt der vergrößerte Spielausschnitt über den hierfür ebenfalls genutzten oberen Bildschirm. Die Qualität der Musikstücke ist aus technischer Sicht ebenfalls kein Überflieger - aber was bringt das schönste Orchester, wenn es schlechtes Material spielen muss? Dann doch lieber ein Oldschool-Synthie-Sound-Chip mit feinen Kompositionen. Die haben nämlich über die Jahre nichts von ihrem Charme verloren. Das Wichtigste an einem RPG ist aber ohnehin die Geschichte - und die reißt auch nach anderthalb Dekaden noch vom Hocker.
Zwischen Traum und Wirklichkeit
Alles fängt ganz harmlos mit einem Traum an. Ihr vergeigt zwar den Endkampf und werdet zu Stein verwandelt, aber, hey, es ist ja nur ein Traum, richtig? Zum Teil, denn ihr erwacht zunächst geborgen in eurem verschlafenen Heimatdörfchen. Habt ihr dann die ersten kleineren Aufgaben erledigt, werdet ihr auch schon in die Hauptstadt entsandt und empfangt Befehle vom König persönlich. Der Spiegel des Ra soll gefunden werden. Dieser zeigt die Dinge immer genau so, wie sie in Wirklichkeit sind.
Aber was ist die Wirklichkeit? Auf Reisen mit eurer stetig wachsenden Gruppe wandelt ihr nämlich vermehrt durch eine Parallelwelt. Hier nimmt euch zunächst keiner wahr, man spürt aber eure Anwesenheit. Erst dank Traumtau und des von einer Traumseherin gelernten Zaubers seid ihr in der Lage, in beiden Welten zu interagieren und dem Oberbösewicht Mordar den Garaus zu machen.
Offene Welten
Bis dahin ist das Spiel noch recht linear und erinnert mit seiner parallelen Traumwelt stark an A Link to the Past. Leider sind die Gegner - anders als im Nintendo-Titel - nicht in der Welt zu sehen, sondern greifen euch zufällig und vor allem häufig auf eurem Weg an. Die im Kampf gesammelten Erfahrungspunkte machen die Charaktere aber nicht nur stärker. Eure Streiter steigen auch in ihren aus neun frei wählbaren Berufen auf und werden so mächtige Zauberer, geschickte Diebe, elegante Tänzer oder brachiale Krieger. Jeder mit den dazugehörigen Attributen. Das erinnert an Final Fantasy V, ist aber nicht ganz so komplex, denn ihr steigt angenehm schnell auf und dürft jederzeit euren Beruf wechseln, ohne den Fortschritt des vorherigen zu verlieren.
Doch nicht alles im Spiel ist abgekupfert. So legte Dragon Quest VI mit der spannenden Mixtur aus Traum und Wirklichkeit sicherlich den Grundstein für Final Fantasy X - ohne dabei so linear zu sein wie das Playstation-2-RPG. Denn sobald ihr den Schreckensfeind besiegt habt, wird die Welt - oder besser: die Welten - offener. Das Erforschen dieser freieren Welten macht auch dank versteckter Minispiele mit Stylus-Einsatz, versteckten Kasinos sowie rekrutierbaren Schleimgegnern enorm Spaß.
Und viele kleine, in sich geschlossene Nebenaufgaben bieten über reichlich Kurzweil hinaus auch ungemein viel Sprachwitz. Das fängt beim "Kramladen" in jedem Dorf an, geht über Redewendungen wie "auf die Mütze bekommen" und hört bei schlechten Witzen aus Büchern à la "Wie nennt man einen Zauberer nach dem Duschen?" "Sauberer." auf. Dass ein Buch solch schlechten Inhalts nach einem Seufzer "vorsichtig wieder ins Regal" gestellt wird, ist natürlich Ehrensache!
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