Test - Denon Music Maniac AH-MM400 : Fast perfekte Kopfhörer
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Wer sich über 100 Jahre im Geschäft hält, dem darf man eine gewisse Kompetenz in dem, was er tut, unterstellen. Denon ist es mit dem Premiummodell Music Maniac AH-MM400 gelungen, dieser Schlussfolgerung gerecht zu werden. Für rund 400 Euro trifft Spitzenklang auf ausgereiftes Design.
Der Denon Music Maniac AH-MM400 ist das Spitzenmodell einer Reihe neu vorgestellter Kopfhörer des japanischen Hi-Fi-Profis. Mit 400 Euro werden Interessenten zur Kasse gebeten. Da sollte man meinen, ein auf ganzer Linie überzeugendes Produkt in Händen zu halten. Der Musikfanatiker zeigt schon beim Auspacken, dass er zumindest dem eleganten Ersteindruck nach sein Geld wert ist. Der Bügel ist mit weichem Leder bespannt und wird wie die Over-Ear-Hörermuscheln von anschmiegsamem Memory-Schaumstoff gepolstert. Die Aufhängungen des Kopfhörers bestehen aus einer Aluminiumlegierung, die Kratzern und Kerben gegenüber unempfindlich wirkt.
Klotzen statt kleckern
Der eigentliche optische Höhepunkt sind die edlen Verschalungen der Hörermuscheln aus dunklem Walnussholz. Zusammen mit dem hellen Aluminium ergibt sich ein interessantes industrielles, aber gleichsam natürliches Äußeres, das wir so bei Kopfhörern bisher noch nicht gesehen haben. Sämtliche Gelenke des Music Maniacs AH-MM400 bewegen sich sehr leichtgängig. Hier klappert und knackt nichts, was sich in das optisch hochwertige Bild des Denon-Gerätes nahtlos einfügt.
Erst einmal auf dem Kopf, überzeugte uns der Edelkopfhörer weiter durch sein geringes Gewicht in Verbindung mit dem hohen Tragekomfort. Seine 310 Gramm spürten wir kaum, sie werden gleichmäßig über die drei Berührungspunkte auf dem Kopf verteilt. Ganz im Gegensatz zum Teufel Airy sitzt Denons Kandidat locker, aber sicher auf dem Kopf und spannt dank des großen Verstellbereichs selbst Dickschädel nicht in den Schraubstock. Als Over-Ear-Modell werden Umgebungsgeräusche (fast schon zu) gut abgeschirmt, sodass selbst lautes Vogelgezwitscher nur noch mit halber Lautstärke zu vernehmen ist. Wer sein Zuhause mit Mitgliedern der Gattung Melopsittacus undulatus teilt, weiß, wovon die Rede ist.
Angesichts der aktuellen sommerlichen Temperaturen und der guten Abschirmung waren wir überrascht, dass uns selbst nach zwei Stunden im Freien weder zu warm noch zu feucht um die Ohren geworden ist, auch nicht bei direkter Sonneneinstrahlung. Ein Paradebeispiel geglückter Ventilation.
Solider Klang für die meisten Genres
Von ähnlich hoher Qualität ist der Klang des AH-MM400, und darauf kommt es letzten Endes schließlich an. Dafür hat Denon dem Walnusskopfhörer zwei 40-mm-Treiber mit Neodym-Magneten und „Free Edge“ genannten Kohlefaser/Papier-Membranen spendiert. Die ließen uns in klassischen Stücken Details wie subtile Triangeln oder Pauken hören, die wir vorher noch gar nicht wahrgenommen hatten. Egal ob Dance, Pop, Hip-Hop oder Orchestermusik, der Music Maniac klingt nicht einfach, er zelebriert seinen natürlichen Klang beinahe. Einerseits bietet er fein herausgearbeitete Höhen, andererseits versorgt er niedrigere Frequenzbereiche mit der nötigen Kraft, ohne ermüdend zu dröhnen.
Mit unkomprimierten Audiodateien kann der Denon natürlich erst richtig seine Muskeln spielen lassen, deshalb wird ausschließlich auf Kabelbetrieb (inklusive 6,3-mm-Adapter) gesetzt. Der Strippen befinden sich gleich zwei an der Zahl in der Verpackung; je mit beziehungsweise ohne Fernbedienungs-/Mikrophon-Komponente. Dank der Impedanz von 32 Ohm wird der Music Maniac, an MP3-Player und Smartphone angeschlossen, ordentlich laut, ohne gleich zu schmerzen. Im Umkehrschluss solltet ihr allerdings aufpassen, wenn ihr das Gerät an einen Hi-Fi-Verstärker anstöpselt.
Trotz all des Lobgesanges ist Denons Musiknarr nicht über jeden Makel erhaben. Obwohl er ein breites Spektrum von Musikgenres bedient, wurden wir mit seiner Performance bei Metal und Rock nicht warm. Zu dünn klingen die E-Gitarren, zu verzerrt das Gesamterlebnis, das uns schlicht und ergreifend nicht mitreißen wollte. Auf diese und verwandte Genres ist das Gerät leider nicht abgestimmt. Hier hilft nur, mittels einiger Equalizer-Einstellungen das Ergebnis zum besseren Klang hin zu beeinflussen, was auch in befriedigendem Maß funktioniert.
An dieser Stelle kommt die Musikplayer-App Denon Audio ins Spiel, mit welcher der Traditionshersteller eine eigene Lösung anbietet, die allerdings nur auf iOS-Geräten brauchbar ist. Unter Android wurde wie so oft am Funktionsumfang gespart. Einfluss auf das Testergebnis nimmt dieser Umstand nicht, unerwähnt soll er dennoch nicht bleiben. Tatsächlich ärgerlich ist die unmittelbar mit dem Gerät verbundene Fernbedienung. Denn die ist ebenfalls nur auf iOS abgestimmt. Unter Android könnt ihr lediglich pausieren und abspielen. So kommt sich der Android-Nutzer als Kunde zweiter Wahl vor, was angesichts der Marktanteile einen wenig durchdachten Eindruck auf uns macht.
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