Test - Dead or Alive 5 Plus : Zarte Haut und harte Fäuste

Lange hat es gedauert, jetzt steht Dead Or Alive 5+ für Sonys Handheld PlayStation Vita im Handel. Die leistungsstarke Mobilkonsole darf nun beweisen, ob sie ein ähnlich gutes Spielerlebnis wie auf den Heimkonsolen erreichen kann. Das Plus im Titel lässt bereits erahnen, dass sich Entwickler Team Ninja nicht allein darauf beschränkt hat, eine 1:1 Umsetzung anzufertigen.

Statt vorwiegend auf nackte Haut und tiefe Ausschnitte zu setzen, steckt in Dead or Alive 5 deutlich mehr. Mit einer großen Auswahl an Charakteren, die sich nicht nur optisch unterscheiden, einem schnellen, aber dennoch komplexen Kampfsystem und teilweise zerstörbaren Umgebungen, hat auch der jüngste Serienteil seine Fans gefunden.

Mit Dead or Alive 5+ fliegen nun auf der PlayStation Vita die Fäuste. Natürlich hat Team Ninja kein vollkommen neues Spiel aus dem Heimkonsolen-Vorbild gemacht. Im Mittelpunkt des Spiels steht auch diesmal der Story-Modus.

Leider muss aber bei Dead or Alive 5+ der Begriff "Story" in Anführungszeichen gesetzt werden. Es handelt sich vielmehr um eine Aneinanderreihung von Kämpfen, die durch eine wirre Rahmenhandlung in Verbindung gesetzt werden. Dabei versetzt euch die Geschichte immer wieder in die Perspektive eines anderen Kämpfers. Dies gewährleistet zwar, dass es durch den steten Wechsel des Charakters eine gewisse Abwechslung gibt, verhindert aber auch Konstanz in der Erzählweise. Sei's drum, viel Tiefgang bietet die Geschichte um das fünfte Dead-or-Alive-Turnier ohnehin nicht.

Zarte Haut und harte Fäuste

Wer mag, kann natürlich auch gleich auf den Story-Modus verzichten und sich direkt ins Kampfgetümmel stürzen. Euch stehen insgesamt vier verschiedene Modi zur Verfügung. Es gibt den normalen Einzelkampf, in dem ihr eure Figur und den Gegner wählt, dann geht es ab in den Kampf. Der klassische Arcade-Modus darf natürlich auch nicht fehlen. Bei diesem tretet ihr solange gegen neue Gegner an, bis ihr als Verlierer aus dem Match hervorgeht. Euren Highscore könnt ihr dabei mit dem eurer Freunde vergleichen. Die üblichen Verdächtigen Time-Attack und Survival sind auch mit dabei. Das sind natürlich keine großen Überraschungen, aber immerhin bietet Dead or Alive 5+ damit ein ziemlich komplettes Paket für Prügelspielfans.

In Sachen Spielmechanik gibt sich der Titel auf der PlayStation Vita keine Blöße. Wie schon bei den Heimkonsolen-Versionen ist das Kampfsystem stark auf das Kontern ausgelegt. So gibt es für jede Attacke des Gegners auch eine entsprechende Antwort. Gute Reflexe vorausgesetzt, lässt sich jede Situation im Kampf lösen. Button-Mashing funktioniert auch in Dead or Alive 5+, geübte Spieler werden sich gegen unkontrolliertes Knöpfehämmern aber dennoch meistens durchsetzen. Wenn ihr das Spiel wirklich meistern wollt, werdet ihr nicht umhin kommen, die Kombos eures Lieblingskämpfers auswendig zu lernen. Diese gestalten sich bei den Charakteren ziemlich unterschiedlich. Insgesamt haben auf dem Modul 22 spielbare Charaktere Platz gefunden, die alle einen eigenen Stil verfolgen.

Prügeln mit Touch

Für Dead or Alive 5+ hat sich Team Ninja einige neue Ideen einfallen lassen, die Gebrauch von den speziellen Eigenschaften der PlayStation Vita machen. So hat der Touch-Kampf Einzug ins Spiel gefunden, in dem das Spielgeschehen aus der Ego-Perspektive gezeigt wird. Ihr seht wie der Gegner auf euch zukommt, euch vermöbelt oder von euch vermöbelt wird. Dabei könnt ihr auch den Bildschirm senkrecht halten, um den Gegner besser im Blick zu haben. Der Kampf mit dem Touchscreen kann letztendlich aber doch nur für kurze Zeit unterhalten. Zwischendurch könnt ihr noch Bildschirmfotos schießen und die Kämpferinnen in gewagten Positionen knipsen. Tippen, Wischen oder Kneifen des Bildschirms funktioniert zwar ganz gut, hat aber natürlich nicht die Präzision und die Vielfalt der traditionellen Steuerung.

Leider gibt es in Dead or Alive 5+ keine Teamkämpfe mehr. Diese tauchen lediglich noch im Rahmen des Story-Modus auf, lassen sich aber nicht mehr aus dem Menü heraus starten. Das ist zwar schade, aber verschmerzbar. Dank des plattformübergreifenden Spiels könnt ihr auch gegen PS3-Gegner antreten. Fair ist, dass bereits heruntergeladene Kostüme für die PlayStation 3 auch in Dead or Alive 5+ verwendet werden können. Grafisch ist die PS-Vita-Variante fast gleichauf mit den Heimkonsolen-Fassungen. Lediglich in der Nahaufnahme sind die Charaktermodelle nicht ganz so detailreich. Ansonsten ist Dead or Alive 5+ eine Handheld-Umsetzung auf hohem Niveau.

Fazit

von Sebastian Hamers

Team Ninja zeigt mit Dead or Alive 5+, dass sich die Wartezeit von rund einem halben Jahr gelohnt hat. In technischer Hinsicht steht die PlayStation Vita-Version dem Vorbild auf den Heimkonsolen kaum in etwas nach. Sicherlich konnte Dead or Alive 5 auf der Xbox 360 oder der PlayStation 3 nicht unbedingt mit grafischer Brillanz überzeugen, auf dem Vita-Bildschirm macht das Spiel dennoch eine gute Figur. Wenn ihr euch mit einem konterlastigen Kampfsystem anfreunden könnt, solltet ihr dem Spiel auf jeden Fall eine Chance geben. Von der flachen Geschichte erwartet lieber nicht zu viel. Mehr als ein gut gemeinter Versuch, das Prügelspiel in eine Story zu verpacken, bietet der Kampagnen-Modus nicht. Richtig gut hingegen ist das plattformübergreifende Spiel mit der PlayStation 3. Zumindest über den Online-Modus sollten sich somit genügend menschliche Gegenspieler finden lassen. Zumal Dead or Alive 5 auf der PlayStation 3 mittlerweile Teil der Instant Game Collection ist. Ansonsten gelten die gleichen Kriterien, die schon das Heimkonsolen-Spiel betrafen. Dead or Alive 5+ ist ein gutes Beat-'em-up mit vielen Stärken. Gegen die tolle Spielbarkeit der hochwertigen Konkurrenten kommt es allerdings nicht an. Zum Glück für Tecmo Koei und Team Ninja gibt es auf der PlayStation Vita bislang noch nicht allzu viele Genre-Rivalen.

Überblick

Pro

• technisch fast gleichauf mit Heimkonsolen-Versionen
• gute Auswahl an Kämpfern
• plattformübergreifendes Spiel mit PS3-Version
• kein Online-Pass
• ausgereiftes Kampfsystem

Contra

• Touch-Kämpfe nur kurzzeitig interessant
• keine Team-Kämpfe mehr
• verwirrende Hauptkampagne
• lieblose Hintergründe