Test - CYGNI: All Guns Blazing : Test: Kaufbefehl für Shoot-'em-up-Fans
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Geht es um Shoot-'em-Ups, muss man mich nicht lange bitten. Insbesondere das Sub-Genre Bullet Hell hat es mir angetan. Das sind die Spiele, in denen der Bildschirm von farbigen Projektilen permanent überschwemmt wird. Hier fühle ich mich wohl, hier bin ich zu Hause. Als großer Fan war ich mir sicher, dass mich nichts mehr überraschen könnte. Aber CYGNI: All Guns Blazing ist anfangs die absolute Reizüberflutung!
Wenn man ehrlich ist, läuft es bei den meisten Bullet-Hell-Vertretern gleich ab: Es wird mit den eigenen Waffen auf alles geballert, was heranfliegt und währenddessen jede Lücke im dichten feindlichen Kugelhagel ausgenutzt, um bloß keinen Treffer zu kassieren. Doch in CYGNI: All Guns Blazing kann ich das vergessen! Die massiven Kugelsalven kommen aus allen Himmelsrichtungen und selbst am Boden tummeln sich reihenweise große Kampfläufer und andere Feinde, die ohne Ende Geschosse ausspucken. Schon im ersten Level prasselt derart viel auf mein kleines Schiff ein, dass ich stellenweise schlicht den Überblick verliere. Was geht ab? Einfach alles, und noch dazu in einem krassen Tempo.
Ausweichen? Rein ins Getümmel!
Schnell verstehe ich jedoch, dass es nicht um pixelgenaues Ausweichen geht, sondern um die richtige Gewichtung von Abwehr und Angriff. Mit den beiden Bumpern verteile ich die verfügbare Schiffsenergie stufenweise: Entweder werden die Schilde gestärkt oder die Kanonen verbessert. Aufgrund der enormen Dynamik im Ablauf verändert sich diese Gewichtung permanent. Einzelne und starke Gegner bearbeite ich mit maximaler Feuerkraft, um sie möglichst rasch abzuräumen. Gleich darauf fahre ich die Schilde bis zum Anschlag hoch, um einen gigantischen Ansturm wieselflinker Kampfgleiter zu überstehen. Eins ist aber stets gleich: Es geht mitten rein ins Getümmel!
Abgeschossene Feinde bringen nämlich kleine Zellen hervor, die meine Schiffsenergie wieder auffüllen und den Einsatz von Missiles erlauben. Knalle ich also konstant Feinde ab, bleibt die Energie stabil und ich kann sowohl defensiv als auch offensiv aus dem Vollen schöpfen. Verpasse ich hingegen ein paar der besagten Zellen, gehen meinem Orca-Flieger mitunter binnen Sekunden die Lichter aus. Komplett aufs Ausweichen verzichten sollte ich also nicht, zumal gewisse Attacken mein Schiff stärker in Mitleidenschaft ziehen als andere.
Grafisch haut mich das Debüt des schottischen Studios KeelWorks ebenfalls von den Socken. Obwohl mein Orca-Flieger im Grunde auf vertikalen 2D-Bahnen unterwegs ist, setzen verschiedene Zooms, Kameraschwenks und weitere perspektivische Veränderungen die heftige Action elegant in Szene. Beispielsweise kommen feindliche Einheiten langsam aus dem Hintergrund nach vorne, um dort einen wahren Regen aus Projektilen auf mich niedergehen zu lassen. Woanders tummeln sich unzählige kleine Drohnen auf den riesigen Tragflächen ihres Mutterschiffs und spucken ohne Ende grelle Kugeln auf den Schirm.
Es beeindruckt aber nicht nur die schiere Menge an Gegnern und Geschossen, sondern vor allem der Grad an Abwechslung. Jedes der sieben Level sieht anders aus und konfrontiert mich mit neuen Herausforderungen. Mal muss ich Laserbarrieren umgehen, mal verschlossene Türen zeitig aufschießen und mal nahenden Hochgeschwindigkeitszügen ausweichen. Auch die Gestaltung der Bereiche fällt immer anders aus: Unter anderem geht es durch den Weltraum, über einen Friedhof oder auf das offene Meer. Am Ende eines jeden Gebiets wartet schließlich ein gigantischer Boss mit ausgefuchsten Angriffsmustern.
Dank knackiger 4K-Auflösung, intensiver Kontraste, kräftiger Farben und detaillierter Effekte (beispielsweise Projektile, Explosionen und Rauch) sieht das alles sehr gut aus. Vereinzelte Ruckler tauchen zwar auf, doch diese wirken sich aufgrund des offensiv angelegten Ablaufs nicht negativ aus.
Keine Upgrades? Keine Chance!
Ein zentrales Element in CYGNI: All Guns Blazing ist die Verbesserung meines Schiffs. Die Upgrades sind vor allem wichtig, wenn ich auf dem mittleren oder hohen Schwierigkeitsgrad hohe Punktzahlen erzielen will. Die leichte Stufe zeigt sich mit weniger Schaden durch die Gegner sowie drei Extraleben gnädig und erleichtert damit den Einstieg. Nach dem ersten Spieldurchlauf stehen genügend Punkte zur Verfügung, um mit verbesserten Geschützen, zusätzlichen Raketen oder erhöhter Feuerrate die beiden anspruchsvollen Herausforderungen anzugehen.
Auf der mittleren Schwierigkeitsstufe fühlen sich Könner gut aufgehoben, denn alles läuft schneller ab und sobald das eigene Schiff zerstört ist, heißt es “Game Over”. Die hohe Stufe richtet sich an Profis mit erstklassigen Reflexen und starken Nerven: Tempo, Gegneranzahl und Projektil-Aufkommen werden maximal aufgedreht – da bleibt wenig Raum für Fehler. Extraleben oder Continues bleiben aus, daher kann die Rettung des (real existierenden) CYGNI-Systems vor einer feindlichen Macht jederzeit abrupt enden.
Spätestens an diesem Punkt hat die Feinjustierung der Waffensysteme einen großen Einfluss. So lässt sich beispielsweise der Winkel einstellen, in dem die Orca-Waffen feuern – von breit gefächert über ausgewogen bis konzentriert reicht das Angebot. Auf die gleiche Weise können die (per Upgrade freischaltbaren) Satelliten angepasst werden. Das veränderte Schussverhalten ermöglicht neue Taktiken, weil ich aufgrund des veränderten Winkels beispielsweise gegnerische Formationen erwische, die zuvor außer Reichweite lagen. Das steigert den Highscore und spült im Anschluss zusätzliche Upgrade-Punkte auf mein Konto.
Das mag alles banal klingen, es stachelt meine Motivation jedoch ungeheuer an. Mit praktisch jeder Wiederholung einer Stage werde ich ein wenig besser – zum einen dank der Upgrades fürs Schiff, zum anderen aufgrund der angenehmen Lernkurve. Und natürlich zieht besseres Spielen längere Abschuss-Kombos und damit höhere Punktzahlen nach sich. Das System dahinter ist erfreulicherweise simpler, als es die vollgepackte Bildschirmanzeige vermuten lässt: Viele Treffer innerhalb kurzer Zeit starten eine Abschussserie, und je länger diese ausfällt, desto mehr Punkte springen dabei heraus. Es muss also schnell gehen. Aber das trifft in diesem Spiel auf einfach alles zu.
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