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Test - Creatures of Ava : Test: Die Alien-Rattenfängerin von Ava

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Falls ihr zu denjenigen gehört, die in Monster-Zähm-Spielen wie Pokemon oder Palworld immer Mitleid mit den kleinen Kreaturen haben, dann könnte Creatures of Ava wie für euch gemacht sein. Hier wird Empathie und Pazifismus den Monstern gegenüber nämlich großgeschrieben. Nur mit Flöte, Kamera und einem mysteriösen Artefakt ausgerüstet geht es um nicht weniger als die Rettung der Bevölkerung eines ganzen Planeten.

Das Puzzle-Action-Adventure Creatures of Ava bedient sich verschiedener Elemente aus Pokemon (Snap), Zelda, Beyond Good & Evil und Wikipedia und drahtet dann alles mit einer (nicht mehr als) netten Story und liebenswerten Charakteren zusammen. Der Planet Ava und ihre Bewohner sind wunderschön gestaltet und liebevoll inszeniert, die Rätsel halten einen zumindest mal bei der Stange, aber so ganz rund ist das Ganze nicht.

Kinder kommt nach Hause! Euer Steak wird welk!

Hauptcharakter Vic ist im Auftrag einer intergalaktischen Organisation auf dem Planeten Ava unterwegs, um die Tiere und Bewohner dort zu evakuieren. Auf der Oberfläche verbreitet sich nämlich das Welken, eine Art Seuche, die über das Land zieht, Pflanzen verdorren lässt, Tiere korrumpiert und aggressiv macht und droht, den gesamten Lebensraum der Einheimischen zu vernichten.

Daher sieht sich die Organisation aus purer Herzensgüte dazu verpflichtet, alle Kreaturen auf ihre im Orbit schwebende Bio-Arche zu verfrachten. Das Problem daran ist nur, dass die Ureinwohner gar nicht so richtig Lust darauf haben, gerettet zu werden. Also muss Vic nicht nur die Tiere fangen und hochbeamen, sondern auch noch die Stämme der vogelartigen Naam dazu bewegen, sich (bestenfalls) freiwillig mitnehmen zu lassen.

Die Kritik an kolonialistischem Gedankengut und westlicher Arroganz springt einen direkt an. Die hoch technisierten und überlegenen Menschen kommen, um gnädigerweise den unterentwickelten Völkern zu helfen, weil die ja keine Ahnung haben und dringend Unterstützung benötigen. Und auf der anderen Seite steht das stolze Naturvolk, welches im Einklang mit der Natur und dem Planeten lebt.

Wer also Avatar (den mit den großen blauen Menschen und nicht den mit dem kleinen, kahlköpfigen Jungen) gesehen hat, der kennt die Prämisse und wer sich noch an Pocahontas erinnert, der weiß auch schon, wie die Geschichte ausgeht. Die Welt und ihr Geist heißen sogar noch Ava, genau wie in James Camerons Blockbuster (nur leicht anders geschrieben). Fehlt eigentlich nur noch, dass jemand anfängt, mit den Farben des Windes zu malen.

Leider ist die Story nicht gerade die Stärke von Creatures of Ava. Das liegt zum einen daran, dass sie formelhaft und vorhersehbar ist, und zum anderen, dass sie nur sehr langsam in die Gänge kommt. Erst nach der Hälfte des Spiels merkt man, dass es tatsächlich um mehr geht als lediglich dünne Begründungen fürs Gameplay vor dem Hintergrund schöner Landschaften. Bis dahin hätte ich das Spiel aber schon mehrmals fast aus der Hand gelegt, weil ich dachte, dass da ohnehin sonst nichts mehr kommt. Nach dem Finale standen mir aber wiederum Tränen in den Augen, was aber weniger der langatmigen Handlung geschuldet war als vielmehr der bezaubernden Welt und ihren Bewohnern.

Die Schönheit Avas

Denn mit seiner Welt kann Creatures of Ava so richtig punkten. Der Planet strotzt je nach Region in schönstem Grün und Lila oder bedrohlichem Rot, und die comichafte Grafik verleiht dem Spiel bis zum Ende einen wahrhaft berauschenden Feel-Good-Look. Alte, mittlerweile verfallene Forschungsaußenposten oder Tempel der früheren Bewohner von Ava liegen versteckt zwischen dem dichten Blattwerk des Dschungels und warten nur darauf, von euch entdeckt zu werden. Bei so vielen tollen Motiven bekommt man richtig Lust auf das Erkunden und Vic channelt sofort ihren inneren Influencer und greift zur Kamera.

Zu ihren (und damit euren) Aufgaben zählt nämlich auch die Erforschung der heimischen Fauna und das Vervollständigen der sogenannten Avapedia. Um diese Datenbank zu füllen, braucht es Fotos von infizierten und gesunden Lebewesen, ihr müsst alles streicheln, was sich bewegt und möglichst oft die Fähigkeiten der Tiere einsetzen. Zur Belohnung gibt es dann Forschungspunkte, die ihr in Verbesserungen für eure Ausrüstung investieren könnt.

Komplettierer werden ihre helle Freude daran haben. Vor allem, wenn man dringend noch ein Foto von diesem einen riesigen Alien-T-Rex braucht, der gerade auf einen zustürmt, muss man sich schon entscheiden, ob man die Kamera zückt oder doch lieber zur Seite springt. Aber ein richtiger Fotograf tut eben alles für ein gutes Bild und die Avapedia reichert das Spiel mit einigen Nebenaufgaben an, die wirklich nebenbei oder mit nur ein wenig Umweg gut abgearbeitet werden können.

Die eigentlichen Nebenquests sind fast ausschließlich Fetch-Quests und drehen sich rund um die Einheimischen und ihre Kultur. Naam leben friedlich und im Einklang mit der Natur und viele menschliche Konzepte sind ihnen fremd. Ein wiederkehrendes Thema während des Spiels ist zum Beispiel die Liebe und wo die kleinen Naam eigentlich herkommen. Das hat die Organisation bis dato wohl noch nicht herausgefunden.

Sowas wie Liebe im menschlichen Sinne kennen die Einheimischen nicht und vor allem ein junges Mitglied des Stammes will unbedingt herausfinden, wie das eigentlich genau funktioniert - natürlich mit eurer Hilfe. Jeder einzelne Naam, dem ihr auf eurer Reise begegnet, hat seine eigene Geschichte. So gleich sie (für Außenstehende) alle aussehen, so unterschiedlich sind sie in ihrer Persönlichkeit. Einige von ihnen sind mir richtig ans Herz gewachsen und irgendwann war die Sache mit der Zerstörung des Planeten fast schon etwas Persönliches. An Motivation mangelt es also nicht.

Ein Hoch auf die Wissenschaft

Aber eigentlich geht es ja darum, die ganzen Alien-Tiere des Planeten zu evakuieren. Die bereits vom Welken befallenen Kreaturen müsst ihr zunächst einmal besiegen und von der Seuche heilen. Zum Glück fällt Vic zu dem Zweck bereits recht früh ein altes, magisches Artefakt in die Hände. Trefft ihr auf eine befallene Kreatur, verbindet ihr diesen Stab durch einen Energiestrahl mit den Gegnern und brennt ihnen so über die Zeit die Seuche vom Körper. Erinnert in der Ausführung stark an den Caduceus-Stab von Mercy aus Overwatch und bringt auch die gleichen Probleme mit sich.

Während der Heilungsprozedur bleiben die Kreaturen (bzw. bei Mercy die Tanks) nämlich nicht geduldig stehen, sondern bombardieren euch mit allem, was sie so haben. Stacheln aus dem Boden, Anstürmen, Energiekugeln, Sturzflüge oder zielsuchende Raketen. Streichelzoos sind auf dem Planeten sicherlich Hochsicherheitszonen.

So richtig geil sind diese Kämpfe meistens nicht, denn euch bleibt ja nichts anderes übrig, als die Taste für den Strahl gedrückt zu halten und zu beten, dass euer Lebensbalken länger hält als die Reinigung dauert. Ausweichen ist kaum möglich, und wenn ihr wirklich mal einen Hechtsprung zur Seite macht, dann bricht der Strahl natürlich ab und ihr müsst neu ansetzen.

Gerade, wenn ihr vier Tiere gleichzeitig am Hals habt, die euch nebenbei alle auch noch festkleben, blenden und vergiften, kann es schnell ungemütlich werden. Einzelne Gegner, egal wie groß sie sein mögen, sind hingegen beinahe trivial. Selbst die beiden “Bosskämpfe” im Spiel sind wesentlich leichter als alle Begegnungen mit mehreren kleinen Gegnern auf einmal und fügen dem Kampfsystem nicht mal neue Mechaniken hinzu. Da wäre definitiv mehr drin gewesen.

Spätestens jetzt ist klar, dass Creatures of Ava kein klassisches “cozy” Game und schon gar nicht gewaltfrei ist. Seid ihr zu langsam oder nicht genug ausgestattet mit Gegengift und Heiltränken, dann beißt ihr schneller ins saftig-grüne Gras Avas als ihr “Der tut nichts! Der will doch nur spielen!” sagen könnt.

Der Außerirdischen die Flötentöne beibringen

Solltet ihr nach der Begegnung doch noch aufrecht stehen und die Viecher grasen alle wieder friedlich, dann müssen die ja noch irgendwie auf diese Arche kommen. Mithilfe einer Flöte sammelt ihr im Rattenfänger-Stil alle Tiere ein und macht euch auf zu einem Evakuierungspunkt. Nur sind diese meist überwuchert von verwelkten Ranken, hinter irgendwelchen Dornenhecken versteckt oder unerreichbar, weil irgendein Spaßvogel die hölzernen Brücken, die dort hinführen, hochgezogen hat.

Dank der Macht von Ava (mehr Erklärung gibt es tatsächlich nicht) habt ihr jedoch die Möglichkeit, die Kontrolle über die befreiten Tiere zu übernehmen und euch mit deren individuellen Fertigkeiten den Weg freizumachen. Hindert euch eine Dornenhecke am Vorankommen, dann schlüpft ihr in die Haut eines Tieres, dass die Fähigkeit hat, diese zu zertrampeln oder einzureißen. Und eine fliegende Kreatur kann den Graben einfach überwinden und auf der anderen Seite die Brücke herunterlassen.

Eigentlich besteht die Karte von Ava also nur aus einer Ansammlung von in sich geschlossenen Rätseln, die immer den gleichen Ablauf aufweisen: Besiegt die verwelkten Tiere in der Gegend, räumt mit ihren Fertigkeiten den Weg zum Evakuierungspunkt frei und lasst sie hochbeamen. Oft habt ihr gar keine andere Wahl, da euch die Ranken und Hindernisse sonst den Weg für die Hauptquest versperren würden.

Und tatsächlich sind diese Rätsel wirklich charmant inszeniert und machen Laune. Im Verlauf des Spiels nimmt der Schwierigkeitsgrad noch weiter zu, eine richtige Herausforderung werden sie aber nie. Immer genau die richtige Portion an Erfolgserlebnissen für zwischendurch und Belohnung für die nervigen “Kämpfe”. Dann doch lieber ganz friedlich Rätsel lösen, als sich nochmal mit dem riesigen, verwelkten Alien-Dino anzulegen. So gut kann das Fotomotiv gar nicht sein.

Creatures of Ava - Story & Gameplay Trailer

Ab dem 10. Juni gibt es via Steam Next Fest eine spielbare Demo von Creatures of Ava; Gameplay- und Story-Eindrücke gibt es vorab schon in diesem Trailer.

Greift zu, wenn...

wenn ihr ein gemütlicheres Spiel sucht, aber nicht unbedingt beim Zocken einschlafen wollt.

Spart es euch, wenn...

ihr euch beim Zocken einfach nur entspannen wollt oder tiefschürfende Geschichten und Charakterentwicklungen erwartet.

Fazit

Sebastian Ruppert - Portraitvon Sebastian Ruppert
Viele tolle Ideen, doch leider hapert es bei der Umsetzung

Creatures of Ava ist definitiv kein schlechtes Spiel, aber es lässt mich etwas enttäuscht zurück. Der pazifistische Ansatz in den Kämpfen, die großartige Gestaltung des fremden Planeten, die Spannung zwischen dem unaufhaltbaren Welken, den überheblichen Menschen und dem tiefen Ur-Vertrauen der Naam in ihre Welt - all das hätte viel Potenzial gehabt, von dem das Spiel so wenig abruft.

Warum sind sich die 22 verschiedenen Kreaturen untereinander zum Beispiel so ähnlich und teilen sich nur eine Handvoll verschiedener Fähigkeiten? Dadurch ist die Komplexität der Rätsel stark eingeschränkt und die Individualität der jeweiligen Spezies leidet auch. Es braucht sicherlich keine zwei Rassen aus 22, die eigentlich nur Maulwürfe mit Stacheln sind. Das ganze System mit dem Übernehmen von Kreaturen bleibt dadurch hinter seinen Möglichkeiten zurück.

>>Probier's mal mit Gemütlichkeit: Die 10 besten Cozy RPGs<<

Unterm Strich ist Creatures von Ava ein nettes Spiel, das durch die Kämpfe ein bisschen weniger cozy ist, als es auf den ersten Blick den Anschein macht. Wer ein eher ruhiges Game sucht, das trotzdem seine fordernden Momente hat, der kann sich die 10 bis 15 Stunden für Creatures of Ava durchaus nehmen. Alle anderen sind mit Beyond Good & Evil HD (Test) oder Zelda (für die Adventure-Freunde) bzw. Palia oder Fae Farm (als cozy Alternativen) besser bedient.

Überblick

Pro

  • wunderschöne Welt
  • fantastische Kreaturen
  • stimmungsvolle Musik

Contra

  • viele Bugs und technische Probleme
  • Story kommt erst sehr spät in Fahrt
  • nerviges Kampfsystem

Awards

  • Sound
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Kommentarezum Artikel

Creatures of Ava
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