Special - Bullettensturm: Armes Deutschland : Kolumne: Schuss ins Knie
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Bulletstorm erscheint am 24. Februar tatsächlich auch in Deutschland. Allerdings in einer „angepassten Version", die keinen Sinn mehr hat.
Huch! Da haben deutsche Journalisten aber ganz schön geschluckt, als sie zum ersten Mal Bulletstorm auf der E3 gespielt haben. Das ging ja ganz schön derbe zur Sache bei dem EPIC-Games-Gemetzel. Und dann erst die Missionen innerhalb des Spiels: Mutanten möglichst spektakulär abknallen. Huiuiui! Und auch noch Punkte für Kopfschüsse. Auweia! Und fette Bonuspunkte für möglichst brutale Kills. Derbe!
Natürlich hat sofort jeder investigative deutsche Spielejournalist gefragt: „Du EA, kommt das Spiel denn überhaupt in Deutschland raus?" Die Antwort war meist ein breites, vielsagendes Grinsen. So wusste wohl auch EA in Köln, dass es mit Bulletstorm kein einfacher Gang zur USK werden würde. Und dann gestern die Sensation, mitgeteilt via Pressemitteilung: Bulletstorm erscheint in Deutschland! Mit der USK-Einstufung „Keine Jugendfreigabe (ab 18)". Was das Ganze allerdings zur Farce macht, sind die „Anpassungen" in der deutschen Fassung. Die nehmen Bulletstorm nämlich alle Säulen, auf die das Spiel aufgebaut ist. Die nehmen Bulletstorm den ganzen Witz. Die nehmen Bulletstorm alles, was das Spiel ausmacht. Gehen wir doch mal durch: Was macht Bulletstorm denn so besonders?
Da wäre zum einen die Möglichkeit, Gegner nach allen Regeln der Kunst auseinanderzunehmen. Im wahrsten Wortsinne. Arme, Beine, Kopf: Alles sollte mit möglichst viel Fantasie vom Rumpf des Feindes getrennt werden. Darauf sind die Waffen ausgelegt und dafür gibt's ja auch ordentlich Punkte. Oh! Moment! Was lesen wir da in der Pressmitteilung von EA? „Keine Zerteilung/Zerstückelung von Gegnern". Das ist doof. 5000 bis 10000 Punkte weniger für deutsche Spieler.
Macht nix! Es gibt ja immer noch diese coolen Aktionen, wo man Gegner mithilfe der Umgebung so richtig übel zurichten kann. Hier mal ein Schubser in den elektischen Zaun, dort ein Tritt in den Hintern, um den Mutanten auf dem nächsten Pfahl aufzuspießen. Alles dank Ragdoll-Technik sehr spaßig in Szene gesetzt. Moment mal? Was müssen wir da lesen: „Keine Ragdoll-Effekte". Schade eigentlich.
Na ja, wenigstens gibt's da ja immer noch die herrlich überzogenen Blut- und Splatter-Effekte, die das Herz erwachsener Spieler vor Freude hüpfen lassen. EPIC Games haben nämlich wirklich nicht mit dem roten Lebenssaft gespart. Ach so, da steht noch was in der Pressemitteilung: „Keine Blut- und Splatter-Effekte". Dumm gelaufen.
Versteht mich nicht falsch: Ich singe hier kein Loblied auf die Spielidee von Bulletstorm. Ob man die Brutalität und die derbe Gewalt im Spiel gut findet oder diese verabscheut, bleibt jedem selbst überlassen. Über Geschmack oder Geschmackloses lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Es ist allerdings vollkommen witzlos, Bulletstorm in einer derart verstümmelten Form auf den deutschen Markt zu bringen. Mit diesen Änderungen verändert EA nämlich nicht nur die Präsentation des Titels, diese Änderungen wirken sich auf die Spielmechanik aus. Wie soll ich als deutscher Spieler den Highscore knacken, wenn ich aufgrund der „Anpassungen" nicht alle Brutalo-Boni für abgeschossen Gliedmaßen und aufgespießte Mutantenkörper erhalten kann? Bulletstorm in der zensierten, deutschen Form ist einfach kein Bulletstorm mehr. Ein Spiel zu veröffentlichen, das seiner Seele beraubt wurde, halte ich für keine gute Idee. Selbst dann, wenn die Seele sehr krank erscheint.
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