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Test - Broken Age: Akt 2 : Tim Schafer hat fertig

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Eigentlich sollte es nur ein Miniadventure werden. Doch der unerwartete Erfolg von Double Fines Kickstarter-Kampagne und der ungebrochene Perfektionismus von Tim Schafer haben Broken Age zu einem größerem Vorhaben aufgeplustert. Ursprünglich sollte es in knapp einem Jahr fertig sein. Am Ende wurden es mehr als drei. Die gute Nachricht: Der Aufwand hat sich gelohnt. Die schlechte Nachricht: Es wird genügend Pessimisten geben, die euch das kleine Meisterwerk schlechtreden wollen.

Vorweg: Wir verraten keine Details bezüglich der Geschichte des zweiten Aktes. Der erste endete schließlich mit einem furiosen Cliffhanger, den jeder erlebt und nicht gelesen haben sollte. Dafür können wir euch versichern, dass sich Double Fine Studios eine interessante wie logische Weiterführung der Story ausgedacht hat. Die beinhaltet zwar die Wiederholung vieler bereits bekannter Schauplätze, was aber im Kontext durchaus Sinn ergibt und aufgrund einer entscheidenden Veränderung nicht weiter ins Gewicht fällt.

Verbesserungswürdig wäre allenfalls das Finale gewesen, das in puncto Story arg konstruiert wirkt. Hier wird der Druck gegenüber Entwickler Double Fine spürbar, sein Spiel in irgendeiner Form zu Ende zu bringen. Die gewählte Lösung ist zwar nicht schlecht, kann aber nicht mit der sonst so hohen Qualität des Adventures mithalten.

Knackiger und umfangreicher

Als der erste Akt vor gut einem Jahr erschien, beschwerten sich einige Spieler über den ihrer Meinung nach zahmen Schwierigkeitsgrad. Wir sind uns ziemlich sicher, dass sich nun andersherum eine Lobby gegen die richtig knackigen Rätsel des zweiten Aktes bilden wird. Dabei ist es nur logisch, dass der erste Teil relativ leicht war und der zweite nun relativ schwer ist. Es handelt sich schlicht um eine sinnvoll steigende Anspruchskurve, deren Knick in der Mitte allenfalls etwas sanfter hätte ausfallen können.

Die Rätsel sind gottlob nicht nur herausfordernder, sondern auch verdammt clever designt. Manche Aufgaben wirken auf den ersten Blick äußerst abstrus, jedoch müsst ihr euch einfach nur gründlich umsehen und die zahlreichen Hinweise deuten, die Double Fine verteilt hat. Zu den Höhepunkten gehören unter anderem das Entknoten eines Seiles, das Austricksen einer Schlange und das Austüfteln einer ganz bestimmten Stiefelsorte.

Der zweite Akt ist unterm Strich etwas umfangreicher als der erste, was primär an den knackigeren Rätseln liegt, an denen ihr entsprechend länger tüfteln dürftet. Die komplette Spielzeit von Broken Age pendelt sich irgendwo bei zehn Stunden ein, was dem Standard moderner Point-&-Click-Adventures entspricht. Zudem wird die Gesamtdauer nicht durch unnötig in die Länge gezogene Dialoge oder irgendwelche Komfortärgernisse gestreckt.

Ganz im Gegenteil: So manches Rätsel verlangt von euch, dass ihr an Ort A ein paar Hinweise richtig deutet und sie an Ort B korrekt anwendet. Das Spiel merkt nach ein paar Fehlversuchen, dass ihr ständig zwischen den beiden Orten hin- und hermarschiert und überspringt fortan einen Großteil der Laufwege, bis ihr das Rätsel gelöst habt oder euch anderen Problemen widmet.

Grafik und Sound sind praktisch identisch mit dem ersten Akt und folgerichtig gelungen. Nur die optionale deutsche Sprachausgabe, die bei unserem damaligen Test noch nicht zur Verfügung stand, fällt etwas ab. Zwar sind die Sprecher gut gewählt, jedoch klingen sie im Vergleich zum englischen Original etwas langweilig. Des Weiteren lebt der Humor von vielen cleveren Wortspielereien, was freilich in der Übersetzung größtenteils verloren ging.

Mehr Komfort per Joypad

Zu guter Letzt noch eine Anmerkung bezüglich der Steuerung: In unserem Test zum ersten Akt bemängelten wir die fehlende Hotspot-Funktion, was im Prinzip auch für den zweiten Akt gilt. Jedoch haben wir aus einer Laune heraus ein Joypad angestöpselt und festgestellt, dass ihr mit dem rechten Analog-Stick durch jedes benutzbare Objekt, das gerade auf dem Bildschirm zu sehen ist, schalten könnt. Diese indirekte Hotspot-Funktion ist durchaus ein willkommenes Komfort-Feature für alle Sesselzocker, jedoch wäre eine ähnliche Option für die ansonsten zu bevorzugende Maussteuerung wünschenswert.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
Double Fine enttäuscht nicht

Der erste Akt hat viel Schelte und Häme einstecken müssen, was die angeblich blassen Charaktere, das zu simple Rätsel-Design und die lange Entwicklungsdauer anbelangt. Letzteres ist zugegebenermaßen auch in meinen Augen ein Ärgernis, denn in der Größe und Qualität hätte Broken Age durchaus in ein bis zwei Jahren fertig sein können. Aber am Ende zählt für mich nur das Ergebnis, und das gehört auch mit dem zweiten Akt zum Besten, was das Genre zu bieten hat. Double Fine hat nach dem starken Cliffhanger eine würdige Fortsetzung abgeliefert und sich speziell beim Austüfteln neuer Rätsel mächtig Mühe gegeben – allein das Knotenpuzzle hat das Zeug zum Klassiker. Das sichtlich konstruierte Finale ist der einzige Grund, weshalb ich den ersten Akt unterm Strich für besser erachte. Zum Abschluss ein Rat: Regt euch nicht zu sehr über die lange Entwicklungszeit auf und genießt lieber eines der besten Point-&-Click-Adventures, die in den letzten zehn Jahren veröffentlicht wurden. Denn wieso sich über Vergangenes aufregen, wenn es hier und heute satten Rätselspaß zu feiern gibt?

Überblick

Pro

  • sehr gute Weiterführung der Geschichte ...
  • indirekte Hotspot-Funktion per Joypad-Steuerung ...
  • hervorragendes und bedeutend anspruchsvolleres Rätsel-Design
  • nach wie vor starker Soundtrack und grandiose englische Sprachausgabe
  • umfangreicher als der erste Akt

Contra

  • ... gleichwohl das finale Drama konstruiert wirkt
  • ... die weiterhin per Maus und Tastatur vermisst wird
  • deutsche Synchronisation fällt gegenüber dem Original in puncto Wortspielereien ab

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