Test - Batman: The Telltale Series : Episode 2: Children of Arkham
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Bereits im Test der ersten Episode von Batman: The Telltale Series haben wir die Frage in den Raum gestellt, ob eine weitere Batman-Origins-Story noch Mehrwert hat. Mit der Geschichte in Children of Arkham halten die Entwickler tapfer dagegen, während sie an anderer Stelle zu schwächeln beginnen.
Der Tod seiner Eltern lässt Bruce Wayne auch 20 Jahre, nachdem sie in einer dreckigen Seitengasse erschossen worden sind, nicht los. Doch in Episode 2: Children of Arkham kommt Batman nicht mal dazu, sich die Sorgen von der Seele zu prügeln, denn seine Vergangenheit holt ihn mit den gegenwärtigen Verbrechereskapaden von Gothams Unterwelt und den zwielichtigen Wahlkampfmachenschaften von Bürgermeister Hill schnell wieder ein. Batman: The Telltale Series beleuchtet viele Aspekte im Leben des dunklen Ritters anders, als wir es aus den gängigsten Batman-Umsetzungen gewohnt sind.
Keine weiße Weste
So etwa die Familiengeschichte der Waynes. Waren sie vielleicht gar nicht die Wohltäter ohne Fehl und Tadel, für die Bruce sie immer gehalten hat? Hatten seine Eltern etwa doch mehr Dreck am Stecken, als die verblendeten Kindheitserinnerungen von Bruce ihn glauben lassen? Schon in Realm of Shadows wurden diese Fragen aufgeworfen und natürlich geht die Fortsetzung dem weiter nach. Gerade hier liegt für alte Batman-Hasen der Mehrwert der Geschichte. Denn Telltales’ Andeutungen und Interpretationen sind nicht alltäglich für das Vermächtnis der Waynes.
Auch wenn man sich als Fan einer eher klassischen Hintergrundgeschichte nicht unbedingt dafür begeistern kann, dass die Strahlefamilie vielleicht gar keine so weiße Weste hat wie vermutet, so gibt es doch Diskussionsstoff und das dringende Bedürfnis, die Story weiter zu verfolgen. Ebenso verhält es sich mit der Darstellung von Oswald Cobblepot alias Pinguin. Dass die etwas eigenwillig ist, haben wir bereits in unserem Test zur ersten Episode festgestellt. Glücklicherweise lässt Telltale diesen Handlungsstrang nicht einfach fallen, wie es in anderen Serien schon öfter mal der Fall war, sondern geht tiefer auf die Familiengeschichte der Cobblepots ein.
Gameplay-Loch
Leider sind die Story-Wendungen das Einzige, was in Children of Arkham positiv heraussticht. Das ganze Drumherum leidet nämlich unter den üblichen Telltale-Krankheiten. Angefangen damit, dass wir keine unserer Entscheidungen aus der ersten Episode auch nur im Ansatz irgendwo wiederfinden. Im Gegenteil: Die Geschehnisse in der Fortsetzung sagen uns stellenweise sogar wörtlich ins Gesicht, dass es egal ist, wenn wir uns in einigen Situationen anders entschieden hätten, denn es wäre trotzdem so gekommen, wie es eben ist. Eigentlich schade, denn wenn nicht mal mehr mit der Illusion der Entscheidungsfreiheit gespielt wird, geht viel vom Spielgefühl verloren.
Was das Gameplay angeht, müssen wir in der zweiten Episode ebenfalls zurückstecken. Wo wir im vorherigen Test noch die Detektivrätsel gelobt und uns mehr von diesen interaktiven Spielsequenzen gewünscht haben, die endlich mal etwas SPIEL in die Telltale-Geschichten bringen, werden wir nun bitter enttäuscht. Knobelaufgaben mit Fledermaussinn gibt es gar nicht. Die Mechanik, mit der wir bisher noch Tatorte untersucht und Tathergänge abgeleitet haben, kommt nun bestenfalls im Kampfgeschehen zum Einsatz und erfordert dort absolut keine Denkarbeit mehr. Schnöde Punkte miteinander zu verbinden bringt ebenso wenig spielerische Tiefe wie die allseits präsenten Quick-Time-Events.
Unausgeglichen
Dem Versprechen, genauso viel Zeit mit Bruce Wayne wie mit Batman in der Geschichte zu verbringen, wird Children of Arkham allerdings gerecht. Sehr schön ist auch, dass wir uns an einer Stelle sogar entscheiden dürfen, ob wir die Situation in zivil als Milliardär oder im Kampfanzug als Fledermaus angehen. Auch wenn das sicher keinen großen Einfluss auf den Ausgang der Geschichte hat, so erhöht es doch den Wiederspielwert. Schließlich regelt Batman seine Angelegenheiten kompromissloser als Bruce und die entsprechende Sequenz dazu muss ebenfalls eine andere sein.
Für die dritte Episode wünschen wir uns etwas mehr von dieser Entscheidungsfreiheit, wieder ein paar mehr Detektivsequenzen und natürlich eine weiterhin so packende Story. An den kleineren technischen Problemen wie Lippen, die geschlossen bleiben, obwohl ein Charakter spricht, und Quick-Time-Events, die schon nach einem Fehlklick in abgehackten, unpassenden Videoschnipseln mit dem Tod enden, darf Telltale ebenfalls gerne arbeiten. Auch wenn die Stärke von Batman: The Telltale Series ganz klar auf der neu interpretierten Geschichte liegt, hinterlässt das Gameplay doch einen sehr faden Beigeschmack. Für die nächste Episode erhoffen wir uns diesbezüglich Besserung.
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