Special - Angry Birds Kommentar : Das große Vogelmelken
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Jeder, der ein Smartphone besitzt, hat es bestimmt schon mal gespielt: Angry Birds. Warum auch nicht? Das Spielprinzip ist simpel und die Steuerung wie gemacht für den Touchscreen. Dazu eine charmante Präsentation und fertig ist der Zeitfresser. Ideal, um Wartezeiten am Bahnhof oder sonst wo zu überbrücken. Die Wutvögel erfüllen unterwegs ihren Zweck mit Bravour. Nun erscheint Angry Birds Trilogy für die Konsolen, allerdings mit bitterem Beigeschmack. Warum?
Einst galten die Angry Birds als sympathische und lustige Gesellen, die uns unterwegs die Wartezeit verkürzten. Was haben wir alle nicht über die lustigen Geräusche gelacht, die aus ihren Schnäbeln kamen. Schöne Erinnerungen. Doch wie das nun mal bei aufstrebenden Superstars der Fall ist, kommt irgendwann der Kommerz. Plüschtiere, Brotdosen und T-Shirts waren nur der Anfang. Nun, unter den Fittichen von Activision, erreicht die Geldmacherei den vorläufigen Gipfel: Angry Birds Trilogy kostet eine Menge Geld und bietet dafür nur unzureichenden Gegenwert.
Preissteigerung um 1100 Prozent
Man muss sich das mal vor Augen halten. In der Trilogie sind die Titel Angry Birds, Angry Birds Rio und AngrUy Birds Season enthalten. Zusammen kosten diese Spiele im App-Store 2,37 Euro. Android-Benutzer zahlen nichts. Nun erscheint eine Verkaufsversion, die im Laden für einen Preis zwischen 25 und 30 Euro angeboten wird. X360- und PS3-Besitzer zahlen also zehnmal so viel für die identische Spielerfahrung, die seit drei Jahren auf mobilen Geräten existiert und für einen kleinen Obolus auf dem PC herunterladbar ist. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Angry Birds als PS-Mini schon auf der PlayStation 3 und der PSP erschien.
Der Preis wäre ja noch verschmerzbar, böte das Spiel einen richtigen Mehrwert. Zum Beispiel einen Mehrspieler- oder Party-Modus. Das zeichnet die Konsolen doch schließlich aus: Mit Freunden gemeinsam auf der Couch spielen. Das arcadige Spielprinzip und die Hardware wären ideal für so was, im Gegensatz zum Smartphone. Oder einen Leveleditor, mit dem Spieler ihre Kreationen über Xbox Live oder das PlayStation Network mit anderen Leuten teilen könnten. Aber Pustekuchen. Stattdessen gibt es rudimentäre Punktelisten und eine halbherzig implementierte Bewegungssteuerung.
Leicht verdientes Geld
Der Verdacht liegt nahe, dass Activision mal eben schnell versucht, möglichst viel Gewinn aus der Marke zu schlagen. Schließlich hat das finnische Entwicklerstudio Rovio im letzten Jahr 48 Millionen Euro erwirtschaftet. Angry Birds wurde insgesamt eine Milliarde Mal heruntergeladen. Das jüngste Angry Birds Space fand innerhalb eines Monats knapp 50 Millionen Mal den Weg auf die Smartphones.
Der Preis ist zu hoch, der Umfang zu gering. Als Download-Version hätte Angry Birds Trilogy eine deutlich bessere Figur gemacht. Dabei sagte Peter Vesterbacka, Chefentwickler von Rovio, letztes Jahr noch, dass Konsolentitel im Sterben liegen würden. Die Vorteile aus Sicht des Publishers liegen jedoch klar auf der Hand: Größere und umfassendere Präsenz dank des auf der Verpackung prangenden Namens. Eltern, Verwandte oder Geschenkekäufer werden gerade vor Weihnachten ohne große Bedenken zugreifen, da sie die Marke kennen und dem Kind etwas Gutes tun wollen. Dabei werden sich die Käufer denken: "30 Euro sind ja nicht viel Geld, schließlich kosten die Spiele heutzutage doch mindestens 60 Euro, oder?"
Und so hat Angry Bird Trilogy einen faden Beigeschmack. Die süßen, bunten Vögel wurden zu gefiederten Geschäftemachern, bei denen der Umsatz ganz groß geschrieben wird. Das liegt nicht am Federvieh selbst, vielmehr am Umfeld. Ist das neu in dieser Branche? Nein. Wird es auch in Zukunft vorkommen? Ja. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass aus einem kleinen, feinen Titel eine riesige Marke wurde, die größer geworden ist, als das Spiel es eigentlich verträgt. Sterne leuchten halt immer dann am hellsten am Himmel, wenn sie erlöschen.
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