Test - Alter Ego : Altertümliches Abenteuer
- PC
Plymouth, November 1894. „Jemand beseitigt systematisch alle Zeugen", resümiert Detective Briscol seine bisherigen Erkenntnisse. Und ihr selbst solltet eigentlich auch schon nicht mehr leben, denn ihr wart zur falschen Zeit am falschen Ort: auf dem städtischen Friedhof. Warum ihr da wart und warum Briscol ermittelt, erfahrt ihr im neuen Adventure Alter Ego von Future Games. Dabei schicken euch die tschechischen Entwickler in die englische Hafenstadt, um den Geschehnissen in neun Kapiteln auf den Grund zu gehen - bodenständig wie die Rätseleien der Vorgänger und ohne abgedrehte Aufgaben à la Sam & Max.
Zwei Handlungen verstricken sich
Als Taschendieb Timothy wollt ihr euch eigentlich nur mit eurem Kumpel Brian in Plymouth treffen, um von dort aus gemeinsam nach Amerika auszuwandern. Bei Ankunft in der Hafenstadt will man euch allerdings einsperren, doch euch gelingt die Flucht in die Kanalisation. Später trefft ihr Brian dann nicht wie geplant im Pub, sondern auf dem städtischen Friedhof, wo in dieser Nacht die Beerdigung des Adeligen Sir William Lewis stattfindet. Das interessiert euch weniger, also macht ihr euch vom Acker. Am nächsten Tag führt ihr einen Einbruch durch, um euch das nötige Geld für die Fahrt in die USA zu „verdienen", werdet aber erwischt und landet letztendlich doch im Knast.
Von nun an übernehmt ihr die Rolle von Detective Briscol, der nach Plymouth versetzt wurde, um Karriere zu machen. Er ermittelt im Fall des verstorbenen Sir William, der aufgrund seiner Vergangenheit - er soll 50 Leute umgebracht haben, aber kein Mord konnte je nachgewiesen werden - auch als die „weiße Bestie" bekannt ist. Noch in der Nacht seiner Beisetzung wurde dessen Sarg in der Familiengruft geöffnet und seine Leiche entwendet. Außerdem findet ihr den Totengräber mit zerfetzter Kehle vor. Was, um Himmels Willen, ist geschehen?
Waren es aufgebrachte Bürger, weil ihnen die Bestattung des Adeligen auf ihrem Friedhof nicht behagte? War es der Hausarzt der Familie Lewis, weil Sir William eine Anomalie hatte, die er untersuchen wollte? Wurde Sir William gar lebendig begraben, arrangiert von seiner Großmutter, um ihn zu schützen? Und wie passen der Journalist, der eure Ermittlungen behindert, und der Grabschänder Adieu Jack ins Bild? All dies gilt es herauszufinden - kapitelweise abwechselnd als Briscol oder Timothy, aber nie gemeinsam im Team.
Probleme trotz Hilfestellung
Die Mechanik bleibt dafür immer gleich: In Point-&-Click-Tradition inspiziert, sammelt und benutzt ihr Gegenstände oder sprecht mit Personen, was besonders bei den Passagen mit Timothy wichtig ist. Gescrollt wird nicht, alles spielt sich in Einzelbildern ab. Interaktive Hotspots einer Szene seht ihr durch Druck auf F1. Das Inventar erscheint am unteren Bildschirmrand, wenn ihr mit dem Mauszeiger darüberfahrt. Hier kombiniert ihr Gegenstände miteinander oder probiert sie an Punkten im aktuellen Bildschirm aus. Bereits untersuchte Hotspots verschwinden, wenn ihr sie nicht mehr braucht. Dadurch wird die zumeist logische Rätselei angenehm vereinfacht. Fast ein wenig zu sehr, denn wirklich harte Kopfnüsse sucht ihr vergebens.
Was euch hingegen das Rätsellösen erschwert: Manchmal wisst ihr einfach nicht, was ihr tun müsst. Das liegt daran, dass neue Sprechoptionen oder weitere Hotspots oftmals erst nach gelösten Rätseln oder teilweise unpassenden Aktionen angeboten werden. Dadurch lauft ihr manchmal planlos von Bild zu Bild beziehungsweise per Übersichtskarte zwischen Orten wie Friedhof, Polizeistation oder Schneiderei hin und her.
Technische Mängel
Technisch bietet Alter Ego nichts Spektakuläres. Die Bilder sind zwar detailliert, aber, wenn überhaupt, höchstens spärlich animiert. Gleiches gilt für die Protagonisten. Und machen sie dann doch einmal mehr, als von A nach B zu gehen, dann wirkt dies oft deplatziert. Die seltenen Zwischensequenzen hauen euch auch nicht vom Hocker. Dennoch ergibt alles ein atmosphärisches Gesamtbild für die düstere Handlung.
Das kann vom Sound weniger behauptet werden: Die Effekte wirken billig und sind nicht immer treffend. Musik war in unserer Testversion so gut wie nicht vorhanden. Die Dialoge überzeugen dafür mit Wortwitz und sind professionell gesprochen - ganz besonders positiv fällt Timothys Stimme Johannes Berenz auf, der auch Ben Affleck synchronisiert. Allerdings sind die Sätze nicht selten am Ende abgehackt, sodass die Übergänge nicht passen.
Kommentarezum Artikel