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Test - Ace Attorney: Apollo Justice : Anwalts-Soap zum selber Spielen

  • DS(i)
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Das Gesetz wird so schnell nicht ruhen: Phoenix Wright hat als Staranwalt der ’Ace Attorney’-Serie ausgedient, dafür rückt der viel versprechende Jungspund Apollo Justice nach. Nachdem in Europa bereits zwei Vorgänger als DS-Umsetzungen erschienen sind, überspringt Capcom vorerst den dritten Teil und präsentiert mit dem vierten Streich die erste exklusiv für Dual-Screen programmierte Episode.

Der Fall einer Legende

Schock in der ersten Spielminute: Phoenix Wright ist kein Anwalt mehr, und dies seit bereits sieben Jahren. Anscheinend hat ein gefälschtes Beweisstück seiner Reputation so sehr geschadet, dass er seinen Hut nahm und der Branche den Rücken kehrte. Doch auch wenn Wright nicht mehr als Strafverteidiger tätig ist, hat er doch sein Augenmerk auf einen viel versprechenden Neuling gelegt. Apollo Justice heißt der junge Mann, der gleich bei seinem ersten Fall sein Talent dringend unter Beweis stellen muss. Denn kein anderer als Phoenix Wright selber wird des Mordes angeklagt.

Altes Spiel in neuer Verpackung

Der Charakterwechsel ist rein kosmetischer Natur: Das Japano-Adventure 'Ace Attorney: Apollo Justice' spielt sich fast genauso wie seine drei Vorgänger, von denen bislang nur zwei in Europa erschienen sind. Es werden zwei Spielkonzepte vereint, welche beide dem Adventure-Genre angehören. Das eine fällt unter das Stichwort "Ermittlungen" und das andere unter "Gerichtsverhandlung".

Bei euren Ermittlungen müsst ihr Beweise suchen und Personen befragen. In jedem der vier Fälle geht es letztendlich um Mord, selbst wenn dies am Anfang nicht so aussehen mag. Zudem seid ihr stets als Verteidiger einer wohl unschuldigen Person unterwegs. Zu euren Aufgaben gehört es demnach auch, den wahren Schuldigen zu finden.

Mithilfe eurer Erkenntnisse und der Beweise, welche ihr bei euren Ermittlungen gefunden habt, müsst ihr während der Gerichtsverhandlung Zeugen ins Kreuzverhör nehmen und Lügen in ihren Aussagen aufdecken. Euch gegenüber steht der Staatsanwalt, der alles dransetzt, euren Mandanten verurteilen zu lassen.

Das Armband-Feature

Das einzige neue Feature in 'Ace Attorney: Apollo Justice' ist, dass ihr bei manchen Aussagen Unsicherheiten aufspüren müsst. Sobald euer Armband juckt, könnt ihr den Zeugen herangezoomt genauer betrachten. Nur dort beobachtet ihr so genannte Ticks, welche durch die Nervosität des Zeugen entstehen und somit eine Unwahrheit in seiner Aussage entlarven. Was sich in unserem Testbericht sehr trocken anhört, entpuppt sich im Spiel als abgefahrenes Spektakel. Allein die Tatsache, dass ihr euch zwischendurch um das Verschwinden eines Nudelstandes und eines Höschens kümmern müsst, spricht Bände über den eigenwilligen Humor der Serie.

Das große Plus der Serie ist nach wie vor das extrem abgefahrene Charakterdesign. Staatsanwalt Gavin ist nebenbei Rockmusiker, eure euch stets zur Seite stehende Helferin Trucy möchte gerne Zauberin werden und auch nahezu alle anderen im Spiel vorkommenden Figuren haben irgendeinen "Knall". Die Dialoge sind zwar lang, aber größtenteils wirklich witzig geschrieben. Die deutsche Übersetzung ist in diesem Zusammenhang tadellos gelungen und nur mit ganz wenigen Rechtschreibfehlern gespickt.

Anfang und Ende toll, Mitte eher lau

Das große Minus der Serie sind immer noch die starre Linearität und die ab und zu nicht wasserdichte Rätsellogik: Manchmal hilft nur wildes Ausprobieren, um einen Zeugen festzunageln. Bei 'Ace Attorney: Apollo Justice' kommt noch erschwerend hinzu, dass die Qualität der einzelnen Fälle stark schwankt. Der Anfang und das Ende sind sehr spannend und motivierend designt, aber die beiden Kapitel dazwischen können dieses Niveau nicht halten. Sie wirken seltsam konstruiert und phasenweise arg weit hergeholt.

Abschließend ein paar Worte zur Präsentation: Grafisch und musikalisch ist das Spiel gut aufpoliert, revolutionäre Unterschiede gegenüber den Vorgängern solltet ihr jedoch nicht erwarten. Als nach wie vor kultig entpuppt sich die Musik während der Gerichtsverhandlung: Hier hat Capcom seit dem ersten 'Ace Attorney'-Titel eine wahre Fundgrube an Ohrwürmern entdeckt, welche einfach nicht langweilig werden wollen. Wiederum negativ: Im dritten der vier Fälle werdet ihr mehrfach mit einer "Ballade" gequält, die auffallend schlecht komponiert ist und schlichtweg nervt.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
So langsam entwickelt sich die ’Ace Attorney’-Serie zu dem Äquivalent amerikanischer Serien wie ’C.S.I.’ oder ’Without a Trace’. Im Endeffekt laufen die Fälle alle sehr ähnlich ab und so manche Überraschung verpufft auf eine eher unspektakuläre Weise in einer schnöden Erklärung. Trotzdem ist die Motivation hinter den teilweise sehr gut geschriebenen Geschichten auch dank extrem freakiger Charaktere erneut eine Klasse für sich. Allerdings zeigt sich eine weitere Parallele zu den genannten Serien: Manche Folgen sind interessant (erster und letzter Fall), andere wirken von der Logik her künstlich konstruiert (Fall zwei und drei). Diese schwankende Qualitätskurve sorgt dafür, dass Apollo Justice gegenüber Phoenix Wright leicht das Nachsehen hat. Wer jedoch kein Problem mit überlangen Dialogen hat, lineares Spieldesign verträgt und einfache Adventure-Konzepte mag, der greift genau wie bei den Vorgängern zu.

Überblick

Pro

  • aberwitzige Charaktere
  • zwei sehr gut konstruierte Fälle
  • sehr lange, jedoch liebevoll geschriebene Dialoge
  • schicke Präsentation

Contra

  • zwei weniger plausibel konstruierte Fälle
  • alles andere als innovativ
  • Rätsellogik manchmal auf Trial & Error ausgelegt
  • sehr linear

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