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Preview - Heroes of Might & Magic: Olden Era : Das neue HoMM ist eine Hommage an den besten Teil der Serie

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Lange Zeit sah es so aus, als habe Ubisoft die Marke Heroes of Might & Magic aufgegeben. Der letzte Teil der Reihe, Might & Magic: Heroes VII, liegt bereits neun Jahre zurück. Der Tabletop-Taktik-Ableger Might & Magic: Showdown (erinnert sich überhaupt noch jemand?) wurde kurz nach der Ankündigung schon wieder sang- und klanglos eingestampft, ohne jemals zu erscheinen. Das Browserspiel Heroes Online ist schon lange tot.

Vor einem Jahr allerdings gab die Marke mit dem unerwarteten Konsolen-Port des (im Übrigen exzellenten!) Nintendo-DS-Spin-offs Might & Magic: Clash of Heroes (Test) ein unerwartetes Lebenszeichen von sich und lieferte dann gar ein bizarr anmutendes Crossover-Gastspiel beim Schiffeversenkspiel World of Warships.

Und nun auf einmal: Die Ankündigung von Heroes of Might & Magic: Olden Era (nein, da fehlt kein G vor Olden, das heißt wirklich so), das sich an alle Fans richtet, die sich seit Jahren einfach nur ein modernisiertes Heroes of Might & Magic III herbeisehnen. Der beliebteste Teil der Reihe feierte erst kürzlich sein 25. Jubiläum und stand ganz offensichtlich Pate für den jüngsten Spross im Helden-Stammbaum.

Zurück zu den Wurzeln

Hätten Heroes of Might & Magic III und ich einen Beziehungsstatus auf Facebook, er lautete vermutlich „Es ist kompliziert“. Kaum ein Spiel habe ich länger gespielt und nur wenige mit ähnlicher Begeisterung und Leidenschaft. Aber genau deshalb habe ich vermutlich ein ganzes Semester meines Studiums damit verschwänzt. Weil ich mich einfach nicht losreißen konnte von dem süchtig machenden Spielprinzip, bei dem man nur noch diese Stadt schnell erobern will, nur noch die neue Einheit ausprobieren, dort hinter den Fog of War schauen und diese letzte Runde beenden möchte, bis irgendwann die Sonne aufgeht und man beschließt: jetzt ist eh schon alles egal.

Seit Teil IV einige Grundpfeiler im Spielkonzept umkrempelte, dadurch aber auch verschlimmbesserte, ist die Reihe auf der Suche zurück zu ihren Wurzeln. Heroes V, mit dem die Marke von Publisher 3DO an Ubisoft überging, wollte im Grunde wieder Heroes III sein, aber in moderner 3D-Grafik. Teil VI und VII mieden Änderungen wie der Teufel das Weihwasser und vergaloppierten sich daher in der Beliebigkeit des Schonmaldagewesenen.

Heroes of Might & Magic: Olden Era nimmt dagegen das „zurück zu den Wurzeln“ so ernst, wie es überhaupt nur geht. Bereits der Titel scheint als Anspielung auf die goldene Ära der Reihe gedacht, auf die gute alte Zeit, den Golden Oldie – man kann das Wortspiel mannigfaltig drehen und wenden. Die fehlende VIII im Titel, sowie die Rückfirmierung in Heroes of Might & Magic (und nicht mehr Might & Magic: Heroes) scheinen zusätzlich deutlich machen zu wollen: Beim neuesten Teil handelt es sich nicht um die Fortführung der Reihe, die zwischendurch mal auf dem Weg zu AAA-Größe war, sondern einen kleiner konzipierten Titel, den man heutzutage wohl als Retro-Indie einstufen würde.

Man muss sich ja nur mal einen der Screenshots anschauen und weiß sofort Bescheid: HoMM Olden Era ahmt unverhohlen der Grafikstil von Heroes of Might & Magic III nach, bis hin zu Details wie den Gebäuden und Burgen mit ihren Zipfeltürmchen, den Windmühlen, Obelisken, Bergen und Wäldern, die im Aussehen exakt den Grafiken im Original nachempfunden sind, jetzt nur eben höher aufgelöst, feiner animiert und in Pseudo-3D, sodass sie zwar immer noch flach und gezeichnet wirken, sich aber beim Bewegen der Kamera zumindest perspektivisch gegeneinander verschieben (was leider auf den Screenshots nicht rüberkommt).

Auch bei den Kämpfen: zurück zu den Wurzeln, alles beim Alten, früher war alles besser – nennt es, wie ihr wollt. Die Einheiten bewegen sich wieder auf klar erkennbaren Hexfeldern, stapeln sich zu Dutzenden oder gar Hunderten in einer Figur und hauen sich in abwechselnden Runden ihre Angriffe um die Ohren, während der Held vom Spielfeldrand zuschaut und mit mächtigen Zaubersprüchen eingreift.

Auch den Rest des Spielablaufs kennt ihr: Auf der Landkarte bewegt ihr eure Truppen, die jeweils von einem Helden angeführt werden, erobert Produktionsstätten, mit deren Ressourcen ihr Truppen aushebt und Gebäude für eure Städte erforscht und baut.

Die Geschichte der Kampagne spielt vor dem allerersten Teil der Reihe, ist also formal gesehen ein Prequel. Als Schauplatz dient der Kontinent Enroth, der in der Serie bislang nur einen winzigen Auftritt im Rollenspiel Might & Magic VIII hatte. „Aber das war eh nicht sonderlich gut“, geben selbst die Entwickler zu. Der epische Konflikt handelt vom Schwarmvolk der Insektoiden, das von einem Dämonenfürsten korrumpiert wurde und nun die Weltherrschaft anstrebt. Um sie aufzuhalten, müssen sich die übrigen Fraktionen zu einer unheiligen Allianz wider Willen zusammenschließen, die euch schwerwiegende Entscheidungen abverlangt, was sogar den Verlauf der Story beeinflussen soll.

Neuerungen mit der Pipette

„Familiar but fresh“, also „vertraut, aber frisch“, nennen die Entwickler ihre Philosophie hinter dem Spiel und meinen damit: Heroes of Might & Magic: Olden Era ist ganz eindeutig eine nostalgische Hommage an HoMM III, dessen Grundpfeiler unangetastet bleiben. Im Detail werden diese aber dezent weiter gedacht, an mancher Stelle verfeinert oder vertieft.

Einheiten verfügen etwa nun nicht mehr über lediglich einen einzigen Angriff, sondern auch über spezielle Fähigkeiten, die taktisch klug eingesetzt werden wollen, weil sie etwa erst aufladen müssen oder nur ein einziges Mal pro Schlacht zum Einsatz kommen dürfen. Das Leveln der Helden fällt in Olden Era vielseitiger aus als in bisherigen HoMM-Teilen, weil ihr ihnen beim Stufenaufstieg nicht nur allgemeine Fertigkeiten zuteil werden lasst, sondern diese auch in mehreren Unterkategorien spezialisieren dürft. Beide Ideen wurden übrigens angeblich von jahrelangen Forderungen aus der Fan-Community angeregt.

Ebenso wie die dritte und wichtigste Neuerung: das Leveln eures Königreichs. Abermals stehen euch unterschiedliche Fraktionen zur Auswahl: die Untoten, Ritter, Teufel, Magier, Waldvolk und Insektoiden. Diese sechs sollen bereits im Early-Access enthalten sein, weitere folgen, auch noch lange nach Release soll stetig Nachschub geliefert werden.

Jede dieser Fraktionen verfügt in Heroes of Might & Magic: Olden Era über ihren eigenen Skill-Tree, in dem ihr globale Fähigkeiten und Boni freischaltet und damit den Spielstil eurer Fraktion zusätzlich individualisiert. Wie das im Detail abläuft, konnten wir in der halbstündigen Präsentation durch die Entwickler aber noch nicht in Erfahrung bringen.

Entwickelt wird Heroes of Might & Magic: Olden Era übrigens nicht bei einem der Ubisoft-eigenen Studios, sondern von Unfrozen, die zuvor für Daedalic das von Darkest Dungeon inspirierte Iratus: Lord of the Dead gemacht haben.

Heroes of Might and Magic: Olden Era - Ankündigungstrailer

Der erste Ableger der Heroes of Might & Magic-Reihe seit 9 Jahren kehrt zurück zu den Wurzeln und orientiert sich am Fan-Liebling Heroes of Might & Magic 3.

Fazit

Matthias Grimm - Portraitvon Matthias Grimm
So „zurück zu den Wurzeln“ wie nur irgend möglich

Wann immer die Fans mit jedem neuen Teil lediglich ein „zurück zu den Wurzeln“ fordern, befindet sich eine Serie in ernsten Schwierigkeiten. Trotz einer kompletten Trilogie von Risen und zwei Mal Elex, sehnen sich Piranha-Bytes-Fans immer noch zurück zu den Zeiten von Gothic 1 und 2. Keine Ankündigung eines neuen Tomb Raider seit Angel of Darkness lässt unerwähnt, man wolle damit wieder den Geist der frühen Spiele einfangen. Und auch Heroes of Might & Magic konnte es in den drei Fortsetzungen nach dem ungeliebten vierten Teil nie wieder allen so recht machen wie der legendäre „Dreier“.

Doch kaum ein Spiel nahm das „zurück zu den Wurzeln“ so ernst und wörtlich wie demnächst Heroes of Might & Magic: Olden Era. Allein schon, indem es sich nicht mit Seriennummer VIII im Namen großspurig als Fortsetzung anpreist, gibt es zu verstehen, dass es bewusst als kleiner konzipierte, nostalgische Hommage an den 25 Jahre alten Klassiker zu verstehen ist. „Vertraut und dennoch frisch“ nennen die Entwickler ihre Design-Philosophie, die sich bereits im gezeichneten Grafikstil mit Retrocharme zeigt und beim Spielprinzip bewusst Innovationen meidet, sie allenfalls wohl dosiert im Detail einfließen lässt, um der zeitlosen Erfahrung des Originals so nahe wie möglich zu kommen.

Viele Fans bekommen damit genau das, was sie sich seit Jahren wünschen, manch anderem mag das aber zu wenig sein, vor allem beim Grafikstil, der eher wie ein HD-Remake von HoMM3 wirkt als ein eigenständiges Spiel. Ich persönlich bin schon seit Langem der Meinung, dass die HoMM-Reihe durchaus ein paar Innovationen vertragen würde, ohne die Fans zu verschrecken wie einst bei Teil 4 (der im Übrigen zwar sicherlich seine Macken hatte, aber ansonsten schwer unterschätzt wird). Aber letztlich ist gegen diese dezent und doch liebevoll modernisierte Verbeugung vor einem der besten Rundenstrategie-Spiele aller Zeiten nicht das Geringste einzuwenden.

Heroes of Might & Magic: Olden Era erscheint nach jetzigen Angaben ausschließlich auf PC und wird einen ausführlichen Early Access durchlaufen. Der Termin dafür ist aber noch nicht bekannt.

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