Test - The Legend of Zelda: Breath of the Wild : Nintendo in Höchstform! So gut ist das neue Zelda
- NSw
Von Schreinen und Dungeons
Das Kernstück eines jeden Zeldas sind seine Dungeons. Nicht selten wird die Qualität eines neuen Teils an den Rätselstätten gemessen. Statt mit sehr vielen unterschiedlichen Kerkern euren Grips auf die Probe zu stellen, gibt es in Breath of the Wild nur vier eigentliche Dungeons, dafür aber Dutzende Prüfungsschreine. Sie sind über die gesamte Karte verteilt und verlangen in der Regel den Einsatz der Module des Shiekah-Steins. Er kann etwa metallene Objekte mit Magnetismus heben, Eisblöcke aus Wasser entstehen lassen oder Objekte in der Zeit einfrieren, um zum Beispiel kinetische Energie aufzustauen.
Während die ersten Schreine noch ein wenig als Tutorial anzusehen sind, werden sie im späteren Verlauf immer komplexer und warten mit ausgeklügelten und abwechslungsreichen Rätseln auf. Mal müssen wir eine Kugel per Bewegungssteuerung aus einem Labyrinth befreien, mal Stromkreise mit Metallkisten schließen. Hier hat sich Nintendo wirklich etwas einfallen lassen. Da es keine festgelegte Reihenfolge für die Schreine gibt, ist der Knobelfaktor kontinuierlich hoch. Am Ende einer Prüfung wartet ein Bewährungszeichen auf Link. Vier Stück davon und der Held kann an einer Statue der Göttin Hylia um einen Herz- oder Ausdauer-Container bitten. So erhält jeder mit der Zeit seinen ganz individuell ausgeprägten Protagonisten.
Ebenso frei seid ihr in der Reihenfolge der eigentlichen Dungeons. Dabei handelt es sich um gigantische mechanische Titanen, die ihr erst betreten könnt, wenn ihr einen epischen Kampf gegen sie besteht, in dem es vor allem um Geschicklichkeit geht. Das Innere ist weniger wie ein Labyrinth aufgebaut, als man es von früher gewohnt ist. Vielmehr steht eine große Halle mit mehreren Nebenräumen im Mittelpunkt. Klingt sehr simpel, ist es aber ganz und gar nicht. Zwar hat jeder Dungeon wieder ein Thema, etwa Wasser oder Elektrizität, aber ein spezifisches Item, mit dem ihr alle Rätsel löst, gibt es nicht. Stattdessen müsst ihr kombinieren, wie ihr die Module des Shiekah-Steins einsetzt. Aha-Effekte sind keine Seltenheit.
Eine Besonderheit ist, dass ihr die den Tieren nachempfundenen Titanen steuern könnt, wodurch sich die Räumlichkeiten des Dungeons auf unterschiedliche Art und Weise verändern. Das fühlt sich richtig erfrischend und durchdacht an. Wer klassische Dungeons vorzieht, wird sich eher in Schreinen wohlfühlen. Am Ende wartet wie gewohnt ein Boss auf euch. Ein klassisches Zelda-Schema gibt es zwar nach wie vor, allerdings reagieren die Bosse deutlich intelligenter und sind teilweise richtig knackig geraten. Ohne gute Rüstung, widerstandsfähige Waffen, gute Reflexe und hochwertiges Essen seid ihr aufgeschmissen. Das ist für Veteranen eine angenehme Neuerung, für Neulinge aber definitiv ein Grund, Zelda in der Ecke liegen zu lassen.
Kein Kunstwerk ohne Makel
Es gibt so wenig, das Zelda „falsch“ macht. Viele der Neuerungen werden eingefahrenen Fans vermutlich überhaupt nicht schmecken. Trotzdem steht der Umbruch der Reihe sehr gut zu Gesicht. Wie Twilight Princess, Wind Waker und all die anderen Teile hat Breath of the Wild seinen ganz eigenen Stil gefunden, der einem Ölgemälde gleicht: satte, helle Farben, ohne kindlich zu wirken. Mindestens genauso wunderschön ist der Soundtrack, der sehr sparsam, aber dafür umso effektvoller platziert wurde. Einzelne Flügelanschläge kommen punktgenau zum Einsatz und erzielen im Ohr die maximale Wirkung. Kompositorisch ist hier ein wahres Meisterwerk gelungen.
Wo wir schon beim Ton sind: Die atmosphärischen Geräusche hören sich absolut authentisch an. Wenn wir mit dem Segel durch den Regen gleiten, hören wir jeden einzelnen Tropfen prasseln. Auch die deutsche Sprachausgabe bewegt sich auf überdurchschnittlichem Niveau. Zu keinem Augenblick müssen wir uns fremdschämen. Nintendo hat zu den Charakteren passende und unverbrauchte Synchronsprecher gewählt. Freunde der stillen Charaktere können aufatmen, denn die Sprachausgabe, die dem Titel spürbar Rückenwind im Hinblick auf ein episches Spielerlebnis verschafft, kommt fast ausschließlich in Zwischensequenzen zum Einsatz. Ansonsten bleibt es beim üblichen Gemurmel. Ein guter Kompromiss, um beide Seiten zufriedenzustellen.
Breath of the Wild kratzt auf Zehenspitzen an der Perfektion, doch, Geschmacksurteile beiseite gelassen, ist das Spiel nicht frei von Makel. Allem voran sind es Einbrüche der Framerate, die hauptsächlich im TV-Modus und immer dann auftreten, wenn das System automatisch speichert. Für ein bis zwei Sekunden ist die Verlangsamung deutlich zu sehen, auch wenn man das nicht als Ruckeln bezeichnen kann. Der Einfluss auf den Spielfluss hält sich in Grenzen. Dafür ist es umso beeindruckender, dass es Nintendo gelungen ist, die unendlich große Welt von Hyrule nahezu barrierefrei, das heißt ohne Ladebildschirme, zu gestalten, was den Eindruck einer echten, natürlichen Wildnis enorm steigert.
Etwas ärgerlicher sind die Pop-ins, die zum Glück recht selten erscheinen, wenn ihr mit dem Segel über die weitsichtige Ebene gleitet und auf einmal ein Ochse aus dem Nichts auftaucht. Darüber hinaus lässt sich nicht verheimlichen, dass das neue Zelda eigentlich als Wii-U-Spiel konzipiert wurde. Vor allem Felsformationen lassen Texturdetails vermissen. Möglicherweise setzt ein späterer Patch noch an diesen Punkten an.
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