Test - Gran Turismo 6 : Aus Liebe zum Automobil
- PS3
Ein kurzer Blick zurück: Gran Turismo 5 hatte es nicht leicht. Knappe fünf Jahre befand sich die Rennsimulation in Entwicklung. Obwohl nicht alles Gold war, was glänzte, konnte der "Real Driving Simulator" Spaß bereiten. Drei Jahre später erscheint nun die Fortsetzung für die PlayStation 3. Und während ihr auf den virtuellen Rennpisten viel Licht findet, herrscht zur gleichen Zeit viel Schatten.
Natürlich ist es nicht ganz fair und einfach, im Zuge der Veröffentlichung der Next-Gen-Konsolen im Allgemeinen und Forza Motorsport 5 im Speziellen über Gran Turismo 6 zu urteilen. Schließlich standen den Forza-Entwicklern und -Entwicklerinnen von Turn 10 deutlich stärkere Hardware-Ressourcen zur Verfügung. Doch wer schon mal irgendein Gran Turismo im Laufwerk hatte, wird sich binnen wenigen Sekunden wieder zu Hause fühlen. Da begrüßen euch alte Weggefährten wie der Sunday und Clubman Cup, unter den Strecken gibt es mit Deep Forest Raceway sowie dem Autumn Ring ebenfalls wahre Klassiker und diverse Lizenzprüfungen müssen absolviert werden, um höherklassige Wettbewerbe freizuschalten. Gran Turismo 6 fühlt sich für Fans von Rennsimulationen am Anfang wie der zweiwöchige Mallorca-Urlaub an, den man jedes Jahr macht.
Die Frage nach der Quantität
Schon immer war der umfangreiche Fuhrpark ein Aushängeschild der Gran-Turismo-Reihe. Und auch der sechste Teil fährt eine imposante Anzahl an Fahrzeugen auf. Sage und schreibe 1200 Autos könnt ihr durch die Gegend kutschieren. Da bleibt selbst beim größten Autonarren kein Wunsch mehr unerfüllt. Doch so beeindruckend diese Liste auch sein mag: Es ist schon eine kleine Enttäuschung zu sehen, dass alte Lasten aus dem Vorgänger übernommen wurden. Irgendwo müssen Kompromisse gemacht werden, aber dass viele Wagen immer noch deutliche Unterschiede in der Grafikqualität aufweisen und keine Inneneinrichtung haben, ist ziemlich schade. Natürlich lässt sich auch hervorragend darüber streiten, ob man einen Honda CIVIC SiR-II (EG) aus dem Jahre 1991, 1992, 1993 und 1995 braucht. Die Autofetischisten werden wohl "JA!" schreien.
Kritisieren müssen wir auch die Motorengeräusche. Viele Rennboliden klingen eher nach einem Staubsauger statt nach einem PS-Kraftprotz. Immerhin soll die Geräuschkulisse irgendwann per Patch aufgepeppt werden. An anderer Stelle merkt man dafür, wie sehr den Entwicklern und Entwicklerinnen die Autowelt am Herzen liegt. Zum Beispiel liefern euch die Texte zu den verschiedenen Modellen viele interessante Informationen. In Vision GT zeigen diverse Firmen und Autohersteller interessante, fahrbare Konzeptstudien und Prototypen, extra für Gran Turismo 6 entworfen. Diese Fahrzeuge werden in einem kleinen Video cool präsentiert. Beim Boxenmechaniker wascht ihr eure Autos, wechselt das Öl, überprüft den Motor oder stellt die Verwindungssteifigkeit wieder her. Autoliebhaber sorgen sich eben auch in der virtuellen Welt um ihren Fuhrpark. Aber ihr merkt schon: Gran Turismo 6 ist ein Wechselbad der Gefühle, das euch noch oft in das eine oder andere Dilemma stoßen wird.
Ordnung muss sein
Aber ganz sicher nicht beim Durchstöbern der aufgeräumten Menüs. Jeder Punkt hat seinen Platz und ist leicht zu finden. Zwar stellen die Ladezeiten eure Geduld auf die Probe, gerade wenn ihr beim Autohändler darauf wartet, dass sämtliche Autos angezeigt werden. Abgesehen davon nimmt euch Polyphony Digital schön an die Hand und führt euch ohne große Umwege durch die Karriere. Was den Ablauf betrifft, bekommt ihr eine angenehme Lernkurve serviert. Das heißt aber auch, dass ihr anfangs mit langsamen und oftmals auch unattraktiven Karossen über die Strecken tuckert. Es verstreichen einige Stunden, ehe euch das Spiel an die teueren und schnellen Wagen lässt. Für den Gran-Turismo-Veteranen nichts Neues.
Bis jetzt haben wir viel über die Aufmachung, den Inhalt und den Aufbau der Rennsimulation gesprochen. Doch wie sieht es auf der Rennstrecke aus? Hier bewegt sich Gran Turismo 6 nicht zu sehr vom gewohnten Pfad weg, zeigt aber auch, dass man durchaus dazugelernt hat. So ist die Fahrphysik wieder gelungen und realistisch, auch wenn es den Boliden etwas an Dynamik und Charakter fehlt. Ohne Fahrhilfen rast es sich zwar anspruchsvoller, aber immer noch recht zahm. Apropos zahm: Die KI-Fahrer agieren ziemlich rücksichtsvoll auf der Strecke. Da wird kaum gedrängelt, selten geschoben und nur vereinzelt um Positionen gekämpft.
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